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Besonderer Besuch einer Heidenheimer Fußballlegende in der Voith-Arena

09. Februar 2023 | Kategorie: FCH News

In Heidenheim das Licht der Welt erblickt, sich dort in den Fußball verliebt und in Amsterdam zur Vereinslegende geworden. Wenn es um den erfolgreichsten Fußballer Heidenheims geht, dann muss der Name Horst Blankenburg an erster Stelle stehen. Am Samstag reist der heute 75-Jährige extra aus Spanien an und blickt auf das Abendspiel des FCH gegen seinen Ex-Verein Hamburger SV.

Horst Blankenburg wurde am 10. Juli 1947 in Heidenheim an der Brenz geboren. In Heidenheim fing er auch mit dem Fußballspielen an und schnürte in seinen Jugendjahren - bis zu den A-Junioren - die Fußballschuhe für den VfL Heidenheim – einem der Vorgängervereine des 1. FC Heidenheim 1846. „Meine Mutter war gebürtige Heidenheimerin. Mein Vater stammte aus Berlin und kam als Kriegsflüchtling nach Schwaben. Er arbeitete in der Fabrik und war nebenbei Platzwart beim VfL“, erinnert sich Horst Blankenburg zurück und ergänzt: „Unser Haus stand etwa zehn Meter vom Sportplatz entfernt. Nach der Schule bin ich immer sofort raus zum Bolzen, habe dort quasi meine ganze Kindheit verbracht.“

Seine Profilaufbahn startete er aber nicht in seiner Heimatstadt, diese begann 1967 beim „Club“. Mit dem 1. FC Nürnberg wurde der gelernte Maschinenschlosser direkt in seiner ersten Profi-Spielzeit Deutscher Meister, dies jedoch ohne Einsatz in der Liga. Grund dafür war auch ein schwerer Autounfall, der ihn drei Monate auf das Krankenbett verdammte. Von Nürnberg zog es ihn nur ein Jahr nach seinem Wechsel über den Wiener Sport-Club, mit dem er sich die österreichische Vizemeisterschaft sicherte, zum TSV 1860 München. Zwar stieg er mit seinem Team am Ende der Saison ab, ein positives Ende hatte dieses Kapitel aber dennoch für Blankenburg, wie er erzählt: „Ein gutes Spiel hatten wir ja gemacht, das 3:0 gegen Borussia Dort­mund. Da saßen zwei Ajax-Scouts auf der Tri­büne im Grün­walder Sta­dion und fragten mich hin­terher, ob ich mir vor­stellen könne, zu Ajax zu wech­seln.“ Ein halbes Jahr später war es dann soweit: Horst Blankenburg wechselte am 14. Dezember 1970 zu Ajax Amsterdam.

Eine Legende unter Legenden

In Amsterdam war sein Trainer Rinus Michels, der den „Totalen Fußball“ neu definierte und Ajax damit zu einer der atemberaubendsten, modernsten und erfolgreichsten Mannschaften Europas machte. Fortan sollte der damals 23-Jährige mit Ikonen wie Johan Cruyff, Arie Haan und Johan Neeskens auf dem Platz stehen und sicherte sich mit diesen in seinem ersten Jahr in den Niederlanden den KNVB-Pokal, also den nationalen Pokalwettbewerb sowie den Europapokal der Landesmeister – das heutige Adäquat dazu wäre die Champions League. „Wir standen fünf Meter hinter der Mittellinie und stellten den Gegner abseits“, erinnert sich der ehemalige Libero, der wie alle Ajax-Abwehrspieler ziemlich offensiv agierte. „Wir waren die erste Mannschaft, die presste, also die gegnerischen Abwehrspieler schon beim Versuch, das Spiel aufzubauen, attackierte.“

Horst Blankenburg (links) spielte während seiner Zeit bei Ajax Amsterdam unter anderem mit Johan Cruyff (rechts) zusammen. Gegenspieler war dabei auch mal ein gewisser Gerd Müller (Mitte).

Nach dem Abgang von Michels zum FC Barcelona setzte Ajax auf dem Cheftrainerposten auf Stefan Kovacs. „Kovacs ist heute ja fast ver­gessen – zu Unrecht! Unter ihm haben wir noch besser gespielt als unter Michels“, erzählt Blankenburg. Grund dafür sei die Disziplin-Fanatik von Michels gewesen, bei dem man Angst gehabt hätte, Fehler zu machen. Unter Kovacs hingegen, hätte sich die Mannschaft freier gefühlt und habe die Kreativität voll entfalten können.

Diese Kreativität mündete in einem noch größeren Erfolg als im Vorjahr. So gewann der niederländische Rekordmeister neben dem KNVB-Pokal und dem Europapokal der Landesmeister zudem auch noch die niederländische Meisterschaft in der Eredivisie, den UEFA Super Cup sowie den Weltpokal, bevor 1973 erneut der Europapokal der Landesmeister und die Meisterschaft zu Buche standen.

Die Spieler von damals sind in Amsterdam noch immer Legenden. Dort wo sich früher das alte Ajax-Stadion „De Meer“ befand, wurden zwölf Brücken nach ihnen benannt. Eine dieser Brücken trägt den Namen Horst Blankenburg. „Bei aller Bescheidenheit. Jede Ajax-Mannschaft muss sich von Neuem an uns messen lassen. Wir waren die Besten!“, denkt Blankenburg zurück, betont aber auch: „Es gab viele Titel und große Momente. Der größte aber war, als ich Cruyff das erste Mal Fußball spielen sah. Er konnte alles. Ich habe sie alle gesehen: Beckenbauer, Eúsebio, Charlton, Best, Mazzola, Müller, Rivera. Keiner kommt an Johan heran.“

„Schön kann mich am Arsch lecken!“

Im Jahr 1975 wechselte Blankenburg zurück nach Deutschland und schloss sich dem Hamburger SV an. Mit den „Rothosen“ gewann er 1975/76 den DFB-Pokal und in der Folgesaison den Europapokal der Pokalsieger. Nach zwei Jahren in Norddeutschland ging es für Blankenburg im Ausland weiter: Erst war er für Neuchâtel Xamax in der Schweiz aktiv, dann in den USA bei Chicago Sting und in Belgien beim KSC Hasselt, bevor er 1980 wieder in Deutschland spielte. Bei Preußen Münster beendete er schließlich seine Karriere als professioneller Fußballer, spielte aber bis 1985 noch im Amateurbereich für den Hummelsbütteler SV und den Lüneburger SK.

Am Samstagabend schaut sich Horst Blankenburg das Spiel zwischen seinem Ex-Verein Hamburger SV und dem FCH in seiner Heimatstadt an.

Für die A-Nationalmannschaft machte der gebürtige Heidenheimer, trotz seiner ganzen Erfolge, kein einziges Länderspiel. Einerseits war dort auf seiner Position ein gewisser Franz Beckenbauer gesetzt, andererseits habe er daran auch teilweise selbst Schuld. „Ein Journalist steckte mir, dass Bundestrainer Helmut Schön angeblich gesagt habe: ‚Der Blankenburg ist mir noch nie aufgefallen. Ich wüsste nicht, warum ich ihn aufstellen sollte.‘ Ich war natürlich sauer und antwortete dem Journalisten: ,Schön kann mich am Arsch lecken!‘“

Allerdings tat sich für Blankenburg eine neue Möglichkeit auf. Auf Initiative seiner damaligen Mitspieler Johan Cruyff und Arie Haan sollte Blankenburg kurz vor der WM 1974 in den Niederlanden eingebürgert werden. Der Antrag wurde schließlich an das zuständige Amt weitergegeben und dort beantwortete der Fußballer in fließendem Holländisch die Fragen der Prüfer bravourös. Als es zur Nationalhymne „Het Wilhelmus“ kam, war er allerdings nicht textsicher und fiel durch.

Erste Rückkehr nach einer Dekade

Horst Blankenburg lebt inzwischen seit zehn Jahren in Fuengirola an der spanischen Mittelmeerküste. Bereits beim Hinspiel zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Heidenheim 1846 im Volksparkstadion war der ehemalige Fußballprofi zu Gast und sah einen guten Auftritt der Rot-Blau-Weißen, die sich dennoch knapp mit 0:1 geschlagen geben mussten. „Mich hat das Spiel des FCH angenehm überrascht. Große Laufbereitschaft, die Abwehr stand gut. Das Spielsystem von Trainer Frank Schmidt hat das Team gut verinnerlicht. Ein Remis hätte ich für gerechtfertigt erachtet“, resümierte Blankenburg im Nachgang. Bereits im vergangenen August versprach der 75-Jährige beim Rückspiel in Heidenheim vor Ort zu sein. Klar war allerdings auch, dass er dieses Mal nicht mehr mit dem Auto anreisen wolle, da die Fahrt 31 Stunden gedauert habe.

Schneller soll es nun mit dem Flugzeug gehen. Für Blankenburg ist es darüber hinaus das erste Mal seit über zehn Jahren, dass er nach Heidenheim zurückkehrt. Diese Rückkehr wird für ihn sicherlich nicht nur wegen des Duells zwischen dem FCH und dem HSV besonders sein, sondern auch, weil es ein Wiedersehen mit Familie und Freunden wird.

Am Samstagabend würde er im Übrigen beiden Mannschaften die drei Punkte gönnen. „Die bessere Mannschaft soll gewinnen. Aber vor allem freue ich mich auf ein gutes Spiel!“, meint er kurz vor dem Duell der beiden Teams.