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„Haben uns immer auf Tag X vorbereitet – der kommt jetzt!“

14. Mai 2020 | Kategorie: FCH News

Vor dem anstehenden Auswärtsspiel in Bochum am Samstag, 16. Mai 2020 (13 Uhr), und nach einer mehr als zweimonatigen Wettkampfpause haben sich Cheftrainer Frank Schmidt und Holger Sanwald, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Heidenheim 1846, auf der Pressekonferenz zu der außergewöhnlichen Situation geäußert.

Frank Schmidt zur personellen Lage:

„Drei Spieler fallen aus. Oliver Hüsing hat Probleme im Sprunggelenk und kann nicht eingesetzt werden, wäre aber sowieso gesperrt. Denis Thomalla hat sich das Innenband im Knie angerissen. Ich gehe davon aus, dass er in ein, zwei, drei Wochen wieder zur Verfügung steht. Und Maxi Thiel, der wieder eingestiegen war und einen richtig guten Eindruck hinterlassen hatte, musste noch einmal am Knie operiert werden.“

 Frank Schmidt zur Stimmung im Team:

„Wie alle anderen Mannschaften und alle anderen Menschen haben wir in den letzten Wochen ein nicht ganz normales Leben geführt. Wir haben uns vom ersten Tag an Gedanken gemacht, wie wir am besten mit der Situation umgehen. Die ideale Lösung gibt es nicht, sondern man muss immer Kompromisse machen und die beste Einstellung zur Situation finden. Das ging los mit dem individuellen Training der Spieler für rund drei Wochen. Dafür hatte jeder Spieler seinen eigenen Trainingsplan. Dann ging’s in das Kleingruppentraining, das zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig war. Der Platz kam einem mit nur vier Spielern plus Torwart riesig vor, aber am Ende hat es auch Spaß gemacht und wir haben viel Variabilität reingebracht. Als Fußballer wartet man dann auf den Tag, an dem die ganze Gruppe wieder zusammenkommt. Jetzt sind wir die ganze Woche schon im Trainingslager, die Stimmung ist sehr gut. Es ist kein ganz normales Trainingslager, die Spieler haben etwas mehr Freizeit als in der normalen Vorbereitung. Wir haben uns immer auf den Tag X vorbereitet – der kommt jetzt am Samstag! Entsprechend freuen wir uns darauf.“

Frank Schmidt über den körperlichen Zustand der Spieler:

„Es war eine sehr lange Pause. Den Stand der Mannschaft kann man nicht konkret beziffern. Wir haben alles dafür getan, um im Rhythmus und fit zu bleiben. Natürlich braucht man wieder ein paar Tage um reinzukommen, wenn man wieder normales Mannschaftstraining hat. Jetzt sind wir wieder eine Woche im vollen Training. Gestern und vorgestern war das schon wieder ein Stück weit normal und die Spieler haben normal trainiert. Wir müssen jetzt auch wieder mit Intensität und Zweikämpfen trainieren – da hat sich keiner geschont. Es ist unser klares Ziel, das Spiel in Bochum zu gewinnen. Aber natürlich ist auch ein Gegner da und im Fußball ist wie immer alles möglich.“

Frank Schmidt: "Es hat sich keiner geschont."

Frank Schmidt zur aktuellen Situation der Profis:

„Keiner kann beim Gegner reinschauen, deshalb schauen wir natürlich auf uns. Da fängt man an beim Einfachen, wie Systeme oder Pass- und Laufwege, und geht weiter über Intensität und Zweikämpfe. Wir sind aber alles erfahrene Fußballer mit Leib und Seele. Da wird schnell adaptiert und der Rhythmus schnell wieder aufgenommen. Fußball ist unser Beruf, da gibt es trotz der aktuellen Situation keine Unsicherheiten. Es gibt bei uns keinen einzigen Spieler, der aufgrund der aktuellen Situation nicht eingesetzt werden könnte. Beim Kleingruppentraining haben wir die Spieler natürlich auch anders und noch besser kennengelernt. Es gibt viele Prüfungen im Leben eines Fußballprofis. Die aktuelle Situation ist eine besonders schwierige, aber wir haben klare Rahmenbedingungen und Leitplanken.“

Frank Schmidt über das anstehende Spiel:

„Beim Spiel in Bochum geht es wie immer um drei Punkte. Vom Gegner weiß man nur, was vor der Pause war. Bochum ist eine spielstarke und offensivstarke Mannschaft mit sehr viel individueller Qualität. Bochum hat die meisten Tore in der ersten Halbzeit und der Anfangsviertelstunde geschossen, aber auch mit die meisten in der zweiten Halbzeit und der Schlussviertelstunde bekommen. Bei den Heimspielen des VfL sind mit Abstand die meisten Tore gefallen – im Schnitt über vier.“

Frank Schmidt über die Hygenie-Regeln:

„Wie für die Menschen draußen gibt es auch für uns klare Regeln und diese in einer noch intensiveren Form. Wir halten uns an die Regeln- zum Beispiel wurde ein Medizinball im Trainingslager rund vierzigmal desinfiziert. Die hundertprozentig ideale Lösung gibt es grundsätzlich nicht, auch nicht draußen im normalen Leben. Die gibt es auch im Fußball nicht, aber wir halten uns nach bestem Wissen und Gewissen maximal an die Regeln, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Wir haben alles dafür getan und sind coronafrei. Da wurde uns allen und den Mitarbeitern des Vereins viel dafür abverlangt, aber das ist auch gut so. Wir wollen Vorbilder sein. Jetzt kommt der Restart und wir wollen den Menschen zeigen, dass die gewünschte Normalität zurückkehren kann. Wir haben Vertrauen in die Politik und das Gesundheitswesen.“

Frank Schmidt zur ungewöhnlichen Anreise nach Bochum:

„Das wird ein bisschen wie früher in der Jugend. Wir können uns nicht alle sechs, sieben Stunden in einen Bus setzen. Wir fahren mit fünf Kleinbussen mit jeweils vier Spielern, um auch hier mit genügend Abstand das Risiko ganz klar zu minimieren.“

Holger Sanwald: "Existenziell, dass die Saison zu Ende gespielt wird."

Holger Sanwald über die Bedeutung des Restarts:

„Wir tun alles dafür, unseren nötigen Anteil des Hygienekonzepts einzubringen. Es ist existenziell für uns, dass die Saison sportlich zu Ende gespielt wird. Ich bin sehr dankbar und froh, dass es der DFL mit ihrer Taskforce gelungen ist, ein Konzept aufzustellen, dass die Politik überzeug hat. Wir sind überzeugt, dass dies der hundertprozentig richtige Weg ist. Petra Saretz hat sich im Verein als Vorstand Organisation und Lizenzierung dem Thema voll angenommen und hat es mit ihren Mitarbeitern akribisch aufgearbeitet. Jetzt sind wir bereit, um wieder starten zu können.“

Holger Sanwald zur wirtschaftlichen Situation:

„Wo wir aktuell konkret wirtschaftlich stehen, ist derzeit nicht seriös zu beantworten. Verträge sind uns heilig. Wir fangen jetzt nicht an, irgendwem oder irgendetwas zu kündigen. Bei unseren Sponsoren ist große Loyalität und Unterstützung zu spüren. Ich kann aber nicht vorweggreifen, wie es in der Zukunft weitergehen wird. Die Kosten, die wir aktuell sparen können, die sparen wir. Und jetzt hoffen wir, dass wir am Ende irgendwann sagen können, dass der Schaden gar nicht so schlimm war.“

Holger Sanwald über auslaufende Verträge:

„Wenn man nicht weiß, wie es wirtschaftlich weitergeht, ist es eine Frage kaufmännischer Vorsicht, kein Geld, das man nicht hat, auszugeben. Wenn ich einen Vertrag schließe, stehe ich auch zu diesem und erfülle ihn. Deshalb können wir aktuell beispielsweise keine Verträge verlängern. Mit dem Restart hoffen wir, dass wir die Saison zu Ende bringen können und überleben können. Dann hängt natürlich viel davon ab, wann und unter welchen Vorzeichen die neue Saison los geht – unter anderem, ob mit oder ohne Zuschauer im Stadion. Nach dem Spiel in Bochum können wir noch lange nicht sofort in die Normalität zurückkehren, aber ich hoffe, dass es der erste Schritt dorthin zurück ist. Dann können wir irgendwann auch wieder über Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen sprechen. In unserem Verein baut alles auf unserem guten Miteinander und der sozialen Komponente auf. Wir sprechen mit unseren Spielern und Mitarbeitern nicht wie mit Maschinen. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen und niemanden entlassen wollen. Das haben wir bisher auch geschafft. Vertragsgespräche finden aber aktuell unter diesen Bedingungen nicht statt. Wir sind aktuell dabei, eine Krise zu bewältigen. Das geht nur, wenn wir zusammenhalten und ich habe einen super Eindruck, wie wir alle mit der Krise umgehen. Das Wir-Gefühl im Verein, das ohnehin schon sehr gut war, hat sich meines Erachtens noch einmal gesteigert.“