Vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 am Sonntag (13:30 Uhr) hat sich Frank Schmidt auf der heutigen Pressekonferenz zum kommenden Gegner geäußert, der als Bundesligaabtseiger zwar in der Tabelle auf Rang 13 liegt, aber nur drei Punkte weniger als der 1. FC Heidenheim 1846 (Platz 6) hat. Seine Mannschaft sieht der FCH Cheftrainer beim Unternehmen Klassenerhalt bisher „zu 100 Prozent“ auf dem richtigen Weg.
Zur personellen Situation (Maxi Thiel fällt mit Kreuzbandriss weiter aus):
„Robby Strauß musste in Aue zur Halbzeit verletzt raus, ist seit Mittwoch aber wieder voll im Training. Denis Thomalla fällt mit Hüftproblemen weiter aus. So wie zuletzt gegen Aue wechseln wir ja nicht jede Woche auf acht Positionen, aber wir haben Sonntag, Mittwoch, Samstag gespielt. Es wäre nicht richtig gewesen, in Aue mit dem sogenannten Stammpersonal der letzten Wochen zu spielen. Wir wollten die Spieler in die Verantwortung nehmen und denen die Chance geben, die zuvor weniger gespielt haben, aber frisch waren. Klar wird gegen Hannover der ein oder andere Spieler zurückkehren.“
Über das Leistungsniveau des FCH:
„Ich war sehr zufrieden mit dem Spiel in Aue. Man darf nicht vergessen, dass Aue zu dem Zeitpunkt vier Heimsiege und ein Unentschieden gegen den VfB zu Hause hatte, also ungeschlagen und sehr selbstbewusst war. Wir hatten mehr Torabschlüsse, wir sind mehr gelaufen und mehr gesprintet. Wir hatten mehr den Ball und haben nur einen Schuss aufs Tor bekommen. Der war aber leider drin. Dann mussten wir hinterherrennen. Das hat die Mannschaft vorbildlich gemacht. Daran sieht man, dass der Charakter der Mannschaft großartig ist. Gerade die Spieler, die zuvor weniger gespielt haben, krempelten die Ärmel hoch und taten alles dafür, dass wir zurückkommen. Wir haben in Aue einen anderen Ansatz gewählt und viel auf zweite Bälle gespielt. Wir wollten dadurch immer wieder schnell vors gegnerische Tor kommen, da hat sich kein Spieler geschont. Der Kopf war oben und es war eine sehr gute Stimmung auf dem Platz. Das hat mir sehr gut gefallen. Das zeigt einfach, dass wir nicht nur von 11 oder 13 wichtigen Spielern sprechen, sondern von allen. Gegen einen formstarken Gegner waren wir die bessere Mannschaft.“
Über Stefan Schimmer, der in Aue den Ausgleich erzielte:
„Wir haben seine Spiele analysiert und haben schon auch gesehen, dass noch ein paar Dinge fehlen, um nachhaltig Woche für Woche in der Startelf zu stehen. Wenn man seine drei Tore nimmt, besteht die Gefahr, dass man sagt, er ist der perfekte Joker. Er tut uns auf jeden Fall sehr gut. Klar ist aber auch, dass er Geduld braucht. Wenn er getroffen hat, war es oft ein wildes Spiel, wo wir alles oder nichts gehen mussten. Da hilft er uns sehr, da er keine Anlaufzeit braucht und eiskalt vor dem Tor ist. Aber es ist noch ein Prozess bei ihm, unser Spiel zu 100 Prozent zu adaptieren. Zudem muss er sich, wie Jeder andere auch, dem Konkurrenzkampf stellen.“
Über den bisherigen Saisonverlauf:
„Wir haben im Vergleich zur letzten Saison elf Spieler verloren und zehn neue dazu bekommen. Wir sind 6. und nicht 16. nach einem Drittel der Saison. Gerade nach dem Umbruch dauert es eine gewisse Zeit, um sich gegen die Konkurrenz der Liga wieder durchzusetzen. Die 2. Liga ist keine Selbstverständlichkeit, sondern Existenzkampf. Natürlich muss sich die Mannschaft fußballerisch in der Offensive erst entwickeln, aber wir haben 17 Punkte geholt. Mit der Mannschaft bin ich bisher total zufrieden. Wir haben uns defensiv zuletzt stabilisiert. Nach Platz 5 und den Pokalspielen letztes Jahr ist die Erwartungshaltung gewissermaßen gestiegen, aber die 2. Liga ist kein Zuckerschlecken. Man muss ja bloß mal Hannover 96 als Bundesligaabsteiger sehen, die noch kein Heimspiel gewonnen haben. Das muss nicht heißen, dass sie es schlecht machen, sondern dass es unheimlich schwierig ist, in der Liga Punkte zu holen. Uns allen steht es gut zu Gesicht, realistisch zu sein – gerade nach dem großen Umbruch. Natürlich haben wir viele Spieler dazubekommen, aber es wäre ja einfach, Spieler mit einem Transferüberschuss zu verkaufen, dann Neue zu holen und dann zu denken, es geht einfach so weiter. Das ist Arbeit und Entwicklung, da braucht man Zeit. Trotzdem haben wir von zwölf Spielen erst drei verloren. Klar können wir uns noch verbessern, das ist aber logisch – speziell in der Offensive mit den vielen neuen Spielern. Auch Robert Leiptertz hat in der letzten Saison nach seiner Rückkehr erst drei oder vier Spiele gemacht am Ende. Man muss sich bewusst machen, gegen wen wir hier Jahr für Jahr spielen und gegen wen sich der FCH durchsetzen muss. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man im Umfeld denkt, dass es nach Platz 5 automatisch besser werden muss. Es geht aber wieder bei Null los und wir müssen uns alles wieder erarbeiten. Die Spieler, die im letzten Jahr auf einem starken Niveau 2. Liga gespielt haben, müssen das auch erst wieder beweisen. Uns wird nichts geschenkt und die Gegner nehmen und jetzt ganz anders wahr. Wir haben auf einmal mehr Ballbesitz und die Gegner spielen sehr defensiv. Dafür muss man erst mal Strategien entwickeln, um am Ende Punkte zu holen. Es geht nur um Ergebnisse. Ich als Trainer bin sehr zufrieden – vor allem mit meiner Mannschaft, wie sie an die Sache rangeht. Natürlich gab es Ausnahmen, wie das Spiel in Dresden oder das Heimspiel gegen Bochum. Aber Klassenerhalt und Existenzkampf steht an erster Stelle und dafür braucht die Mannschaft Unterstützung. Bisher haben wir 17 Punkte geholt und haben eine sehr gute Ausgangsposition, um wieder eine sorgenfreie Saison zu spielen. Jeder, der ins Stadion kommt, sollte Revue passieren lassen, wo wir herkommen, welche Veränderungen es gab und dass man sich alles erst wieder neu erarbeiten muss. Da gehören Rückschläge dazu. Am Ende muss die Bilanz stimmen. Die Tendenz dafür stimmt zu 100 Prozent.“
Über Hannover 96 nach der Trainerentlassung:
„Mirko Slomka ist zwar nicht mehr an der Seitenlinie, aber ich glaube, dass unsere Analyse trotzdem zu weiten Teilen richtig sein wird. Was man so hört, kommt der neue Trainer ja erst nach unserem Spiel – vielleicht wird sich dann mehr bei ihnen ändern. Die Frage ist, ob sie mit einem oder zwei Sechsern spielen, von der Grundordnung her könnte es die ein oder andere Änderung geben. Edgar Prib ist gesperrt, daher gehen wir davon aus, dass Bakalorz auf jeden Fall spielen wird. Wie immer legen wir den Fokus aber hauptsächlich auf uns. Ein bisschen kurios: In der Heimtabelle sind sie Letzter, auswärts läuft es aber anders, da fühlen sie sich wohl und haben schon drei Siege geholt. 96 ist eine Mannschaft, die nicht unbedingt immer viel Ballbesitz hat, aber schnell umschalten kann, variabel ist und individuelle Qualität in der Offensive hat – nicht nur mit der Dreierreihe vorne, sondern auch die beiden Achter, die in der Regel sehr offensiv agieren und vorne in Abschlussräume kommen. Gerade das Positionsspiel von Weydandt, der eigentlich rechts spielt, aber auch im Zentrum zu finden ist, müssen wir verteidigen. Da haben sie Qualität und Wucht sowie offensive Außenverteidiger, die das Spiel antreiben.“
Über Tabellenplatz 13 von Hannover 96:
„Auch für Hannover ist es alles andere als einfach, in der 2. Liga Spiele zu gewinnen. Jede Mannschaft ist in der Lage, Spiele zu gewinnen. Nehmen wir Wehen Wiesbaden, über die jeder nach acht Spieltagen dachte, dass sie schon abgestiegen sind. Dann schlagen sie den VfB Stuttgart und holen auch gegen den HSV einen Punkt. Hannover ist eine Mannschaft, die etwas anderes vorhat und mit Sicherheit noch nach oben schielt. Die Tabelle ist eng, mit drei, vier Siegen bist du auf einmal wieder vorne dabei. Ich bin mir sicher, dass in Hannover nach wie vor groß gedacht wird – einfach auch, weil das Potenzial da ist. Aber so ein Umbruch wie in Hannover dauert auch eine gewisse Zeit, ihnen wird nichts geschenkt in der 2. Liga. Auch wir wollen ihnen nichts schenken. Das wird ein verdammt schweres Spiel und ein großer Kraftakt für uns. Wir versuchen, die halbe Miete einzufahren und haben mit einem Sieg die Chance auf 20 Punkte. Wir wissen aber, dass wir dafür genauso gut verteidigen müssen, wie in den meisten der letzten Spiele. Nach vorne müssen wir in der ein oder anderen Situation zielstrebiger nach vorne spielen. Ich bin aber überzeugt und guten Mutes, dass wir die Voraussetzungen dafür haben, um auch gegen einen Bundesligaabsteiger wie Hannover zu gewinnen.“