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»Ich habe gelernt, mein letztes Hemd für meinen Nebenmann zu geben«

01. August 2017 | Kategorie: FCH News

Neuzugang Kolja Pusch freut sich beim FCH auf den Konkurrenzkampf mit etablierten Zweitligaspielern.

Gegen zwanzig vor acht finden sich die ersten rot-blau-weißen Hotelgäste im Speisesaal ein, das reichhaltige Frühstücksbuffet im Vorraum ist bereits aufgebaut, draußen geht gerade die Sonne in der österreichischen Katastralgemeinde Aigen auf. Kolja Pusch gehört zu den Frühaufstehern in seiner neuen Mannschaft. In den ersten Minuten dieses Sommermorgens noch etwas verschlafen aussehend, ist der 24-Jährige schnell auf Augenhöhe mit dem nächsten anstehenden Tag in seinem Leben. Dass er seit seiner Zeit in Regensburg bewusster lebt als früher, angefangen bei seiner ersten Tagesmahlzeit.

Ähnlich wie seine Teamkameraden, ist auch der gebürtige Wuppertaler von der Verpflegung im AIGO Familien- und Sportresort begeistert. Trotzdem hat er seinen eigenen Müslimix mit nach Oberösterreich genommen, der ein wichtiger Teil seines Frühstücks geworden ist. „Ich habe mir in den letzten Jahren immer mehr Gedanken über meine Ernährung und körperliche Leistungsfähigkeit gemacht“, erklärt Kolja Pusch, der Anfang Juni dieses Jahres einen Dreijahresvertrag auf dem Schlossberg unterzeichnet hat und in den vorherigen 18 Monaten beim SSV Jahn Regensburg in verschiedensten Facetten eine Weiterentwicklung durchlebt hat.

Prägende Zeit mit Heiko Herrlich

Vordergründig im sportlichen Bereich - mit zwei Aufstiegen in Folge von der Regionalliga Bayern bis hoch in die zweithöchste deutsche Spielklasse mit dem ehemaligen Bundesligaprofi Heiko Herrlich als Cheftrainer an der Seitenlinie. Hintergründig und abseits des Platzes hat Kolja Pusch von dem 45-Jährigen vor allem eines mit auf seinen weiteren Weg bekommen: Dankbarkeit für das Leben. „Durch unsere tägliche Arbeit habe ich mich im Bereich der Persönlichkeit und Mentalität extrem weiterentwickelt. Außerdem hat er uns Spielern gelehrt, unser letztes Hemd für den Nebenmann auf dem Platz zu geben“, blickt Kolja Pusch auf seine gemeinsame Zeit mit einem menschlich „großen Trainer“ in der Oberpfalz zurück.

DFB-Junioren Nationalspieler

Bevor der gelernte offensive Mittelfeldspieler Ende Januar 2015 beim damaligen Drittligaschlusslicht Regensburg aufschlug, war er bereits 19 Mal für die DFB-Juniorenmannschaften U16 sowie U17 mit dem Adler auf der Brust aufgelaufen und hatte sieben lehrreiche Jahre (2005 bis 2012) in der Jugendabteilung des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen hinter sich. Eine Fußballausbildung auf allerhöchstem Niveau sozusagen, nachdem sein Vater ihn als Fünfjährigen im Jahr 1998 bei den Bambinis des TSV Ronsdorf angemeldet hatte. „Er stand dort selbst einige Jahre im Tor, zudem war er sehr in der Vereinsarbeit engagiert, sodass es mir irgendwo in die Wiege gelegt war, eines Tages dort ebenfalls mit Fußballschuhen in der Kabine aufzutauchen“, erinnert sich Kolja Pusch an seine fußballerischen Anfänge im Stadtteil seines Heimatortes Wuppertal zurück.

Als 12-Jähriger folgte der Sprung ans knapp 40 Kilometer benachbarte Leverkusener Rheinufer und Kolja Pusch durchlief daraufhin sämtliche Jahrgangsstufen von Bayer 04. Vier Jahre später machte er erstmals bundesweit durch seine Torgefährlichkeit auf sich aufmerksam. In der U17-Junioren-Bundesliga wurde der damals 16-Jährige mit 24 Treffern Torschützenkönig und bekam die bronzene Fritz-Walter-Medaille nach Saisonende überreicht. Auch in den darauffolgenden Jahren (2010 bis 2012) trug sich der bekennende Fan von Zinedine Zidane 18 Mal in die Torschützenliste der A-Junioren, trainiert vom späteren Cheftrainer der Profimannschaft Sascha Lewandowski, ein. Seine Teamkollegen damals waren unter anderem die heutigen Bundesligaprofis Christoph Kramer oder Pierre-Michel Lasogga.



Profidebüt in Leverkusen

Sein Debüt in der zweiten Mannschaft der Werkself feierte er knapp zwei Monate nach seinem 18. Geburtstag im April 2012 unter dem damaligen Trainer Ralf Minge, im Spätherbst folgte sogar sein erster Einsatz in der Profimannschaft im Euro-League Gruppenspiel gegen Metalist Charkiw. 90 Minuten beim 2:0-Auswärtssieg im Nordosten der Ukraine – dabei sollte es auf höchstem Niveau vorerst allerdings auch bleiben. „Im Nachhinein betrachtet, war ich zur damaligen Zeit noch nicht weit genug, um den großen Sprung zu schaffen.“ So erklärt Kolja Pusch zum einen, wieso keine weiteren Spielminuten bei den Profis hinzukamen und zum anderen seinen Wechsel in der folgenden Sommerpause 2013 zum Chemnitzer FC in die 3. Liga.

Über Chemnitz nach Regensburg

Das Trikot der Sachsen streifte er sich insgesamt 21 Mal in der ersten und zwölf Mal in der zweiten Mannschaft über – zwei Treffer gelangen dem Offensivspieler dabei im Duell mit dem SSV Jahn Regensburg im August 2013, welche seine einzigen Torerfolge in der ersten Mannschaft des ehemaligen DDR-Meisters bleiben sollten. Möglicherweise hatte man sich in der Oberpfalz im Januar 2015 daran noch erinnert, als man für den anstehenden Kampf um den Drittligaverbleib nach offensiver Verstärkung suchte.

Ein Tor zum Einstand beim 3:0 gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund sowie zwei weitere bis Saisonende reichten nicht, um den Abstieg mit dem SSV Jahn Regensburg in die Regionalliga Bayern zu verhindern. Für Kolja Pusch entpuppte sich der vermeintliche Rückschritt in die Viertklassigkeit jedoch als Sprungbrett zurück in höhere Spielklassengefilde. Am direkten Wiederaufstieg 2016 und dem Erreichen des dritten Tabellenplatzes zum Ende der Folgesaison 2016/17 hatte der gebürtige Wuppertaler mit 13 Toren in 63 Spielen einen beträchtlichen Anteil. Dann kamen die beiden Relegationsspiele gegen den TSV 1860 München Ende Mai dieses Jahres und eine „alles oder nichts Situation“, für die man laut Kolja Pusch Fußball spiele. „Ich habe mich richtig auf diese Partien gefreut und zu keiner Zeit daran gezweifelt, dass wir sie gewinnen werden“, erinnert sich Kolja Pusch an die bisher größten Spiele seiner Karriere zurück. Selbst ein Tor im Rückspiel beigesteuert, avancierte der 24-Jährige zu einem der oberpfälzischen Aufstiegshelden und war maßgeblich am Durchmarsch der Donaustädter in die zweite Bundesliga beteiligt.



Herausforderung in Heidenheim

Kolja Pusch entschied sich unmittelbar danach dafür, den Konkurrenzkampf mit „etablierten Zweitligaspielern“ anzunehmen und mit seinem Wechsel auf den Heidenheimer Schlossberg „einen Schritt nach vorne aus der Komfortzone“ zu gehen. „Ich fühle mich reif für diesen Schritt“, sagt Kolja Pusch selbstbe wusst, aufgeräumt und vor allem hochmotiviert mit Blick auf seine anstehende Herausforderung. Dass er diesen nächsten Karriereschritt beim FCH gehen kann, dafür komme es nicht nur auf die fußballerische Leistung im täglichen Training oder am Wochenende auf dem Platz an. „Ich denke, dass es vor allem um Einstellung, Mentalität und Bewusstsein für den eigenen Körper sowie die Ernährung geht“, fügt er hinzu und verweist abschließend nochmals nachdrücklich darauf, dass das Mitbringen seines eigenen Frühstücksmüslis keinerlei Kritik an der Verpflegung im AIGO Familien- und Sportresort gewesen sei. „Im Gegenteil: Ich würde sogar behaupten, dass die Verpflegung in Aigen ein wichtiger Bestandteil gewesen ist, um uns optimal auf die kommende Saison vorbereiten zu können.“

»Steckbrief«
Name: Kolja Pusch
Position: Mittelfeld
Geb./Sternzeichen: 12.2.1993 in Wuppertal/Wassermann
Grösse: 1,81 m Gewicht: 76 kg
Hobbys: Spazierengehen mit Hund Lotta
Frühere Klubs: SSV Jahn Regensburg, Chemnitzer FC, Bayer 04 Leverkusen, Grün-Weiß Wuppertal, TSV 05 Ronsdorf