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"Trainer!": Interview mit Regisseur Aljoscha Pause

22. Mai 2013 | Kategorie: FCH News

Kinopremiere am 14.6 um 20 Uhr im Kinocenter Heidenheim – TV-Version am 3.6., um 22.45 Uhr im WDR

 

Aljoscha Pause ist Fans nicht erst seit seinem Film „Tom meets Zizou“ (2011) ein Begriff für tiefergehende Dokus im Profifußball, die über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus gehen. Der Bonner Regisseur und Sportjournalist wurde bereits mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Für seinen neuen Film „Trainer!“ begleitete er seit letzten Sommer DFB-Chefausbilder Frank Wormuth und drei Profitrainer hautnah durch die Saison - einer der drei: FCH-Cheftrainer-Frank Schmidt

 

Herr Pause, schildern Sie doch bitte einmal, wie ist die Idee zu Ihrem neuen Film, „Trainer!“, entstanden?

 

„Nachdem ich meinen letzten Film über die Innen- und Außenwelt eines Spielers (Thomas Broich in Tom meets Zizou d. Red.) gemacht habe, war es naheliegend mich diesmal um die Welt der Profitrainer zu kümmern. Es hat mich gewundert, dass es etwas Vergleichbares nicht schon gab. Profitrainer stehen heutzutage extrem im Fokus der Öffentlichkeit bzw. werden permanent beurteilt und kritisiert. Während in den neunziger Jahren vielleicht eher die extrovertierten Spielerpersönlichkeiten im Mittelpunkt standen und die großen Stars waren, sind es mittlerweile eher die Trainer. Bei diesem Projekt ging es mir darum, nicht zu urteilen, sondern einen Dokumentarfilm aus Sicht der Trainer zu erzählen. Mein Anspruch war es, eine Innensicht zu schaffen, deshalb war es wichtig die Trainer von Anfang an dafür zu begeistern."

 

Wie kam Ihre Idee in der Welt des Profifußballs an?

 

„Die Resonanz war insbesondere von Trainerseite enorm. Selbst die Trainer, die letztlich abgesagt haben, waren angetan von diesem Projekt und hielten solch einen Film für überfällig. Das hat mir von Beginn an Mut gemacht. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass eine lapidare Anfrage an einen Verein genügt. Glücklicherweise hatte ich durch meine mittlerweile weit über 15 Jahre in der Branche die Kontakte, die auch nötig sind. Die Grundidee war, drei Trainer über eine Saison hinweg zu begleiten und jeweils einen aus der ersten, zweiten und dritten Liga davon zu überzeugen, mitzumachen. Das war meine Idealvorstellung. Insbesondere in der Bundesliga, wo alles medial minutiös beobachtet wird, gab es durchaus Vorbehalte. Ich habe mich beispielsweise mit Felix Magath, Thomas Schaaf, Mirko Slomka oder Dieter Hecking getroffen. Man hätte aber so viele Kompromisse machen müssen, dass es am Ende besser so ist, wie es gekommen ist. Letztlich sind es eben zwei Trainer aus der zweiten und einer aus der dritten Liga geworden. Darüber hinaus ist durch lange Interviews mit Trainern wie Jürgen Klopp, Hans Meyer oder Armin Veh eine Art Metaebene im Film entstanden.“


FCH-Cheftrainer Frank Schmidt ist auf dem Cover groß abgebildet und steht auch sonst im Zentrum des Films. Wie kamen Sie ausgerechnet auf ihn?

 

„Da ich Frank Wormuth sehr früh mit ins Boot holen konnte und er sehr angetan von meiner Idee war, haben wir gemeinsam überlegt, welche hoffnungsvollen Trainer für die Zukunft in Frage kommen würden. Er hat mir dann den Kontakt zu Frank Schmidt hergestellt, der von dem Projekt überzeugt war und schnell zugesagt hat. Der erste Dreh in Heidenheim für diesen Film war bereits am 11. Juli vergangenen Jahres.“

 

Mal ehrlich, was wussten Sie vor Ihren Dreharbeiten über den 1. FC Heidenheim 1846?

 

"Klar, der FCH ist mir beim Verfolgen der Drittliga-Berichterstattung schon immer wieder mal begegnet. Insbesondere durch den Aufstiegskampf in der zurückliegenden Saison war mir der Verein im Gedächtnis geblieben, allerdings ohne ein konkretes Bild zu haben. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich auf dem Schlossberg jeden Quadratmeter kenne.“

 

Wie haben Sie haben Sie die Mannschaft und den Verein in den vergangenen Monaten erlebt?

 

„Mich hat der FCH in jeder Hinsicht positiv überrascht. Mir war nicht klar, wie viel Begeisterung dort herrscht, was für ein hohes Zuschauerinteresse besteht und welch hohe Identifikation mit dem Verein stattfindet. Was mir besonders hängen geblieben ist, sind die positiven Charaktere, die ich kennen lernen durfte. Natürlich in vorderster Front Frank Schmidt, aber auch Holger Sanwald. Solch einen positiven Macher-Typen habe ich lange nicht getroffen im Fußball. Da hat man immer das Gefühl, dass es vorwärts gehen wird. Dem kann man sich gar nicht entziehen. Ich muss gestehen, dass ich ihm das dann auch abnehme. Auch in der Mannschaft hat es tolle Typen, mit denen es bislang sehr viel Spaß gemacht hat.“

 

Gibt es spezielle Momente, die auch für Sie, als erfahrenen Filmemacher im Fußball, noch etwas ganz Besonderes waren?

 

„Am beeindruckendsten für mich waren die konkreten Abläufe hinter den Kulissen rund um ein Meisterschaftsspiel. Wir haben Bilder drehen können, die ich so noch nie irgendwo gesehen habe. Die Intention für diesen Film war es auch, einmal Erlebniswelten und Eindrücke für den Zuschauer zu schaffen, die ihn noch näher ran bringen. Das ist uns tatsächlich gelungen und hat mich selbst auch weitergebracht. Klar, bei Aufstiegsfeierlichkeiten von Zweitligisten war ich früher auch schon in Mannschaftkabinen. Das ist zwar schön und emotional, aber wirklich spannend sind eigentlich die Momente vor dem Anpfiff, eine Mannschaftssitzung- oder Halbzeitansprache. Die Atmosphäre, die da innerhalb dieses ganz geschlossenen Zirkels herrscht, ist etwas ganz Besonderes. Ich ziehe meinen Hut vor Frank Schmidt, dass er bei den unheimlich wichtigen Spielen gegen Bielefeld und Münster nichts dagegen hatten, dass wir dabei waren. Berührungsängste, die andere Trainer in diesen Situationen vielleicht gehabt hätten, gab es bei ihm nicht. Er hat diese Art von Alibi, dass ein Kamerateam dabei ist und deshalb vielleicht die letzte Konzentration fehlen könnte, für sich und die Mannschaft von Anfang an ausgeschlossen.“

 

Gab es auch kritische Momente, die Sie und Ihr Kamerateam während der Dreharbeiten zu überstehen hatten?

 

„Ja, nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund II vor zwei Wochen. Insgesamt war trotz des späten Ausgleichs von Kevin Kraus die Stimmung schlecht. Irgendwo konnte sich keiner vorstellen, wie es nach dem Abpfiff in Saarbrücken aussehen würde. Soweit konnte zu diesem Zeitpunkt keiner denken oder fühlen. Da war Frank Schmidt unmittelbar nach dem Spiel auch ein Stück weit leer, hatte ich den Eindruck. Es war aber nicht ansatzweise so, dass man das Gefühl hatte, jetzt müssen wir die Dreharbeiten abbrechen. Er scheint ein „wenn schon, denn schon“-Typ zu sein. Er hat sich von Beginn an auf dieses Projekt eingelassen. Das spürt man im Film. Er hat einfach eine gewisse Authentizität und Natürlichkeit, bei der nichts gespielt ist. Das kommt wahnsinnig gut rüber.“


In nicht einmal zwei Wochen läuft „Trainer!“ bereits im WDR – wird das zeitlich nicht knapp?

 

„Wir haben in den letzten Wochen und Monaten natürlich schon sukzessive geschnitten. Natürlich ist das ein relativ sportlicher Anspruch, da die Ausstrahlung im Fernsehen schon am 3. Juni ist. Da kommt mir aber meine Fernseh-Vergangenheit zu Gute, deshalb bin ich es durchaus gewohnt, zügig zu arbeiten.“