Vor 14.405 Zuschauern verliert der 1. FC Heidenheim 1846 am Samstagnachmittag in der Bundesliga bei Holstein Kiel mit 0:1. Den Rückstand in der ersten Halbzeit durch Patrick Erras (28.) konnten die Rot-Blau-Weißen, begleitet von rund 600 FCH Fans, nicht mehr ausgleichen oder drehen.
Im Vergleich zum dramatischen Aus im DFB-Pokal am Mittwochabend bei Hertha BSC verblieben lediglich Benedikt Gimber, Tim Siersleben und Niklas Dorsch in der Startformation von Frank Schmidt. Die Reise in den hohen Norden indes nicht mit antreten konnten Lennary Maloney (verletzt) und Marnon Busch (krank).
Dass sich die Gastgeber für dieses Heimspiel einiges vorgenommen hatten, war vor dem Anpfiff akustisch schon deutlich zu vernehmen. Keine Überraschung: Holstein, bislang in der Bundesliga noch sieglos, wollte den ersten Dreier an diesem Tag mit aller Macht erzwingen. Vom Anpfiff weg ließ sich der FCH aber nicht den Schneid abkaufen. Mit Stellungsspiel und engagierten Zweikämpfen hatten die Rot-Blau-Weißen den Gegner in der Anfangsviertelstunde völlig im Griff. Offensiv kam Patrick Mainka (4.) einmal freistehend zu einem ersten wuchtigen Kopfball, der aber noch entscheidend geblockt wurde.
Ansonsten schenkten sich beide Teams, wie vor dem Duell erwartet, in der Folge nichts und waren in erster Linie vor allem auf Stabilität in der Abwehr aus. Gefährliche Strafraumaktionen waren daher auf beiden Seiten zunächst Mangelware, ehe der FCH einen Angriff der Hausherren nicht richtig bereinigt bekam und Steven Skrzybski (19.) mit einem direkt genommenen Distanzschuss Kevin Müller zu einer sehenswerten Parade zwang. Wenig später war dann der FCH in der 23. Minute aber am Drücker und hätte die Führung erzielen können oder vielleicht sogar müssen: Nach einem Patzer von Ivezic im Aufbau legte Niklas Dorsch nach links zu Léo Scienza, der den Ball aber nicht am herausstürzenden Weiner vorbeibrachte. Der Abpraller landete bei Marvin Pieringer, der nochmal zu Paul Wanner querlegte, statt selbst abzuschließen. Dessen Schuss wurde auf der Linie geblockt.
Jetzt wurde es munterer, denn direkt im Anschluss sorgte Phill Harres bei einem Konter aus 25 Metern für den nächsten Kieler Distanzschuss, den Kevin Müller im Nachfassen entschärfte. Kiel agierte durchaus mutig und belohnte sich kurz darauf äußerst kaltschnäuzig. Bei einem Freistoß von Steven Skrzybski klärte Tim Siersleben den Ball nur nach oben, sodass Max Geschwill die Kugel nochmal reinbrachte und Patrick Erras (28.) zum 1:0 einköpfen konnte.
Der FCH hielt sich aber mit dem Rückstand nicht lange auf. Scienza umkurvte seinen Gegenspieler und zog in die Mitte, von wo er schoss, sodass KSV-Keeper Timon Weiner den Ball gerade noch um den Pfosten lenken konnte. Der FCH versuchte vor der Pause nochmal den Druck zu erhöhen und lief immer dabei immer wieder über die Außen an. So auch in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs, als Jonas Föhrenbach auf der linken Seite in den Strafraum eindrang und von Timo Becker zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Frank Willenborg bewertete den Rempler erst als strafstoßwürdig, um ihn dann, nach Eingriff des VAR, doch zurückzunehmen. Pech für den FCH in dieser Szene – statt der großen Chance auf den Ausgleich ging es mit dem Rückstand in die Pause.
In dieser reagierte Frank Schmidt personell, in dem von nun an Mathias Honsak Innenverteidiger Abwehrspieler Tim Siersleben ersetzte. Und Honsak war auch gleich an der ersten Offensivszene im zweiten Spielabschnitt beteiligt, als er einen Wanner-Freistoß zu Jan Schöppner (48.) verlängerte, der lediglich das Außennetz traf. Die Gastgeber zogen sich in der zweiten Hälfte vermehrt zurück und lauerten auf Konter – präsentierten sich dabei aber immer wieder durchaus gefährlich. Erst war Kevin Müller bei einem Kopfball von Phil Harres (50.) zur Stelle. Danach warf er sich dessen Abschluss aus kurzer Distanz erfolgreich entgegen, nachdem er zuvor einen harten Skrzybski-Schuss (56.) noch nach vorne hatte abprallen lassen.
Dem FCH gehörte klar die Spielkontrolle, ohne sich aber gleiche eine Reihe an Möglichkeiten zu erarbeiten. Die wahrscheinlich beste Chance auf den Ausgleich gehörte Mathias Honsak nach guter einer Stunde, als sich Timon Weiner lang machen musste, um den Kopfball noch weg zu kratzen. Scienza hatte den Freistoß zuvor gefühlvoll getreten. Der FCH erhöhte jetzt das Risiko, um doch noch den Ausgleich zu erzielen. Das bot Kiel gleich mehrfach die Gelegenheit zum Konter: Phil Harres (72., frei vor Kevin Müller) und Finn Porath (79., 81.) nutzten das aber zum Glück nicht. So versuchten es die Rot-Blau-Weißen – mittlerweile mit weiteren frischen Offensivkräften von der Bank – bis zum Schluss noch den entscheidenden Punch zum Ausgleich zu setzen, was aber letztlich nicht gelang. Bei den finalen Abschlüssen fehlte die Durchschlagskraft, sodass es beim 0:1 aus Heidenheimer Sicht bis zum Schluss blieb.
Während Holstein Kiel somit seinen ersten Saisonsieg feierte, musste der 1. FC Heidenheim 1846 eine bittere Niederlage im hohen Norden einstecken. Die nächsten Chancen auf Erfolgserlebnisse bieten jetzt das UEFA Conference League-Auswärtsspiel am Donnerstag (21 Uhr) bei Heart of Midlothian (Schottland) und das Bundesliga-Duell am Sonntag (19:30 Uhr) zu Hause gegen den VfL Wolfsburg.
Statistik zum Spiel
KSV Holstein Kiel: Weiner – Ivezic, Erras, Geschwill – Becker (45. Rosenboom), Remberg, Knudsen, Gigovic (45. Porath), Puchacz (78. Komenda) – Harres (85. Pichler), Skrzybski (78. Schulz)
FCH: Müller – Mainka, Gimber (74. Kaufmann), Siersleben (45. Honsak) – Traoré, Dorsch (74. Breunig), Schöppner, Föhrenbach – Wanner (85. Beck), Scienza – Pieringer (85. Conteh)
Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)
Gelbe Karten: Gigovic, Knudsen, Remberg, Porath / Mainka, Gimber, Siersleben, Schöppner, Pieringer
Tore: 1:0 Erras (28.)
Zuschauer: 14.405 (Holstein-Stadion)
