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Stefan Schimmer: "Das zeigt, was im Fußball alles möglich ist"

05. Oktober 2019 | Kategorie: FCH News

Vor drei Jahren war Stefan Schimmer noch Amateur in der Landesliga, jetzt geht er für den 1. FC Heidenheim 1846 in der 2. Bundesliga auf Torejagd. Der "Bomber" im Spielerporträt.

Was haben Miroslav Klose, Jamie Vardy und Stefan Schimmer gemeinsam? Richtig, alle drei sind oder waren torgefährliche Stürmer. Was die Drei aber noch eint, ist, dass sie fußballerisch nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurden, sondern den Sprung vom Amateurfußball direkt in den Profibereich geschafft haben – was heutzutage doch eher ungewöhnlich ist. FCH Neuzugang Stefan Schimmer wechselte erst mit 23 Jahren in die 3. Liga zur SpVgg Unterhaching und erhielt dort seinen ersten Profivertrag, noch ein Jahr zuvor war er in der Landesliga aktiv. „Wahrscheinlich hat man es als Stürmer etwas einfacher, weil man an Toren gemessen wird. Wenn man dann liefert, ist es leichter aufzufallen, wie vielleicht als Abwehrspieler“, mutmaßt Stefan Schimmer. Dass neben ihm und Klose sowie Vardy beispielsweise auch die Angreifer Didier Drogba, Luca Toni oder Olivier Giroud sogenannte „Spätzünder“ in ihren jeweiligen Karrieren waren, unterstreicht Schimmers These anschaulich.

Mittlerweile ist Stefan Schimmer 25 Jahre alt und kann vier Zweitligaspiele für den 1. FC Heidenheim 1846 sowie 67 Drittligaeinsätze für die SpVgg Unterhaching vorweisen. Seine ersten fußballerischen Schritte hatte der gebürtige Wertinger aber im Kindesalter beim ortsansässigen TSV gemacht. In der B-Jugend wechselte Stefan dann zum FC Gundelfingen. „Das war im näheren Umkreis der beste Verein“, erzählt er. In Gundelfingen sammelte der Stürmer nach vier Spielzeiten in der B- und A-Jugend dann auch seine ersten Erfahrungen im Aktivenbereich. „Der FC Gundelfingen war damals quasi meine Heimat, schließlich war ich lange Zeit dort. Ein besonderes Highlight war beispielsweise unser Aufstieg in die Bayernliga 2016“, blickt Stefan Schimmer zurück – von 2012 bis 2016 kickte er für die erste Mannschaft des FCG.

Stefan Schimmer beim FC Gundelfingen: "Das war im näheren Umkreis der beste Verein.“ (Foto: Walter Brugger)

„Profifußball überhaupt nicht auf dem Schirm“

Während dieser Zeit erlebte Stefan Schimmer eben das, was viele Amateurkicker kennen: An jedem Wochenende ging es auf die Sportplätze in der mehr oder weniger weit entfernten Umgebung und sein Ziel war es als Stürmer, möglichst viele Tore zu schießen. „Damals hatte ich das Thema Profifußball aber überhaupt nicht auf dem Schirm. Das kam eigentlich erst in meiner Zeit bei Memmingen auf“, klärt er auf. Bis dahin machte der „Bomber“, wie er mittlerweile genannt wird, dann doch so manches besser als andere Stürmer im Amateurfußball. Für Gundelfingen erzielte er im Jugend- und Aktivenbereich zusammen 78 Tore in sechs Jahren, allein für die Erste waren es 43. Klar, dass da größere Clubs auf den 1,85 Meter großen Angreifer aufmerksam wurden und 2016 der Wechsel zum FC Memmingen in die Regionalliga folgte.

Kurz zuvor war Stefan Schimmer als damals 20-Jähriger nach Kempten gezogen, um Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Dies sollte jedoch schon bald wieder passé sein. Für den FC Memmingen erzielte der Goalgetter in seiner ersten Saison in 34 Einsätzen nämlich gleich starke 26 Treffer. Das Intermezzo in Memmingen sollte seine bis heute erste und letzte Saison in der Regionalliga bleiben. Was folgte, war der Wechsel zum damaligen Drittligaaufsteiger SpVgg Unterhaching – und damit der Sprung in den Profifußball. „Mein Studium musste ich dann natürlich abbrechen, weil keine Zeit mehr dafür war. Aber vielleicht kann ich das ja irgendwann mal noch fortsetzen“, überlegt Stefan Schimmer. Doch bis dahin will er sich voll und ganz auf seine Karriere als Profifußballer konzentrieren.

Eine erste Begegnung mit dem FCH

Auch Schimmers Zahlen in der 3. Liga bei Unterhaching lesen sich beeindruckend: In 67 Drittligaeinsätzen kam der Stürmer auf 19 Treffer und vier Vorlagen. Während seiner Zeit im Münchner Vorort sollte das Schicksal übrigens auch noch ein – vor allem aus heutiger Sicht – ganz besonderes Karrierehighlight bereithalten, allerdings mit einem eher unglücklichen Ende für Stefan Schimmer: In der ersten Runde der DFB-Pokalsaison 2017/18 spielte der Angreifer erstmals in Deutschlands höchstem Pokalwettbewerb – ausgerechnet gegen seinen heutigen Arbeitgeber 1. FC Heidenheim 1846. Allerdings gewann der FCH auswärts in Unterhaching mit 4:0, Stefan Schimmer flog nach einem Foulspiel an seinem heutigen Mannschaftskameraden Marnon Busch in der 65. Minute vom Platz. „Ich wollte damals alles geben, aber das Foul war natürlich etwas übermotiviert von mir. Es steckte keine böse Absicht dahinter und ich schadete beim Spielstand von 0:1 gegen uns damals nur meinen damaligen Kollegen“, erinnert er sich zurück an das Pokalspiel. Böses Blut gibt es wegen des Foulspiels damals übrigens nicht in der FCH Kabine. „Buschi und ich verstehen uns bestens und die Sache von damals ist längst ausgeräumt“, erklärt Stefan Schimmer.

Stefan Schimmer für Unterhaching und FCH Verteidiger Timo Beermann im DFB-Pokal.

FCH Debüt und Tor in Nürnberg

Zum FCH gehört der Neuzugang jetzt sein Anfang August und schon das zweite DFB-Pokalspiel seiner Karriere konnte er damit zwei Jahre nach seinem Pokaldebüt nun für die Heidenheimer absolvieren: „Gleich ein paar Tage nach meinem Wechsel hatten wir im August das Pokalderby in Ulm. Ich stand im Kader und wurde eingewechselt.“ Am Ende gewann der FCH mit 2:0. Wenige Wochen später erzielte Schimmer beim 2:2 im Ligaspiel in Nürnberg den viel umjubelten Ausgleich kurz vor Spielende. „Solche Momente bringen einen gefühlt natürlich noch schneller ins Team, weil man dadurch noch mehr wahrgenommen wird. Allgemein wurde ich aber von der Mannschaft, dem Trainerteam, dem ganzen Verein und den Fans super aufgenommen und sehr schnell integriert“, erklärt er.

Wie bei seinen vorherigen Stationen kam Schimmer also auch beim FCH sehr schnell an und zahlte mit Leistung zurück. „In meiner Karriere habe ich aber trotzdem nie etwas überstürzt und all meine Schritte mit Bedacht gewählt“, merkt er an. Dass sein Karriereweg dabei nicht alltäglich ist, ist dem Angreifer durchaus bewusst. „Mein Beispiel zeigt aber vielleicht, was im Fußball alles möglich ist und dass es nie zu spät sein muss. Dass gilt aber nicht nur für den Fußball, sondern im Leben allgemein: Wenn man Träume hat, dann sollte man die nicht zu schnell abschreiben“, rät der Offensivspieler.

In der heutigen professionellen Welt des Fußballs ist der ungewöhnliche Weg von Stefan Schimmer jedenfalls durchaus erfrischend. Und das war die Karriere von Miroslav Klose ja schließlich auch.