Neues und Wissenswertes rund um den FCH

Konstantin Kerschbaumer: „Ich fühle mich nicht als Legionär“

26. Oktober 2019 | Kategorie: FCH News

Österreich, England, Deutschland: Konstantin Kerschbaumer blickt im Porträt auf seine bewegte Karriere. Seit September schnürt der Neuzugang vom FC Ingolstadt 04 nun die Schuhe für den 1. FC Heidenheim 1846.

Mit 27 Jahren hat Konstantin Kerschbaumer im Profibereich bereits für sieben Mannschaften gespielt, in der Jugend schnürte der Österreicher zudem für drei weitere Clubs in seiner Heimat die Fußballschuhe. Als „Wandervogel“ will sich der zentrale Mittelfeldspieler aber trotz der vielen Vereinswechsel nicht verstanden wissen: „Nein, überhaupt nicht. Meine Wechsel hatten immer einen klaren Grund und beinhalteten auch meist eine sportliche Verbesserung“, erklärt Konstantin Kerschbaumer.

Zum Fußball kam „Kerschi“, wie er beim FCH gerufen wird, ursprünglich durch seinen Vater und seine beiden älteren Brüder, die allesamt in ihrer Heimat im Amateurfußball aktiv waren. Auch Konstantin kickte zunächst beim Heimatverein FC Tulln in Niederösterreich. Mit 14 Jahren ging es dann in die Fußballakademie des SKN St. Pölten, wo der Blondschopf zunächst in der österreichischen Jugendbundesliga spielte. Nach drei Jahren wechselte er in den Nachwuchs beziehungsweise die zweite Mannschaft von Rapid Wien, von wo aus Kerschbaumer in die 2. österreichische Liga zum First Vienna FC verliehen wurde und dort sein Profidebüt gab. Über die Stationen SKN St. Pölten und Admira Wacker Mödling ging es dann für zwei Jahre zum FC Brentford in die 2. englische Liga und schließlich nach Deutschland zu Arminia Bielefeld, dem FC Ingolstadt und in diesem Sommer schließlich zum 1. FC Heidenheim 1846.

In Österreich spielte unser Neuzugang unter anderem für St. Pölten (hier in der Europa-League-Qualifikation gegen die PSV Eindhoven).

„In meiner Persönlichkeit extrem gereift“

Den Wechsel zum FC Brentford, der im Westen Londons beheimatet ist, wagte Konstantin Kerschbaumer mit 23 Jahren. „Das war natürlich ein sehr großer Schritt von einem sehr kleinen Verein in Österreich in die Weltstadt London“, blickt er zurück. Seine Zeit in England bezeichnet der Mittelfeldspieler als „eine super Erfahrung, durch die ich in meiner Persönlichkeit extrem gereift bin“. Der gebürtige Tullner führt näher aus: „Ich kam damals nach London und musste mich dann gleich um fast alles selbst kümmern, bis dahin hatte ich noch bei meinen Eltern gewohnt. Auch meine Englischkenntnisse haben sich in der Zeit natürlich stark verbessert.“

In den zwei Jahren in England absolvierte Kerschbaumer für den FC Brentford 51 Pflichtspiele unter drei verschiedenen Trainern. „Auch sportlich war das also eine sehr gelungene Zeit für mich. Ich habe viele unterschiedliche Facetten des englischen Fußballs kennenlernen dürfen“, so der Österreicher.

Auch der Schritt zurück von der Insel aufs Festland in die 2. Bundesliga war von Kerschbaumer durchaus gewollt. „Es war immer mein Ziel, irgendwann in Deutschland zu spielen“, erläutert der 1,80 Meter große Profi und vergleicht den Fußball in Deutschland und England: „In den deutschen Ligen ist die taktische Anforderung an die Spieler höher und das Spiel insgesamt viel mehr von Taktik geprägt. In England dagegen ist das Tempo schärfer und das Zweikampfverhalten und die Gangart sind viel härter.“

Die österreichische Bundesliga sei vom Tempo her dagegen „nicht annähernd“ mit den 2. Ligen in Deutschland und England vergleichbar. Insgesamt aber sieht Kerschbaumer sein Heimatland mit knapp 9 Millionen Einwohnern fußballerisch auf dem richtigen Weg. „Der österreichische Fußball hat in den vergangenen Jahren einen Riesenschritt gemacht. Fast alle Nationalspieler sind mittlerweile Stammspieler in den großen Ligen Europas. Allein in der 1. und 2. deutschen Bundesliga spielen ja auch immer mehr Österreicher“, verdeutlicht Kerschi.

Keine Anlaufschwierigkeiten beim FCH

In der 2. deutschen Bundesliga ist Kerschbaumer aktuell einer von mehr als 20 österreichischen Spielern, beim FCH ist er derzeit der einzige Profi ohne deutschen Pass. Anlaufschwierigkeiten hatte der 27-Jährige dadurch aber nicht. „Ich fühle mich überhaupt nicht als Legionär. Ich wurde von den Jungs super aufgenommen und fühle mich hier sehr wohl.“ Ein wichtiger Pluspunkt für seinen Wechsel nach Heidenheim war ohnehin das Teamgefüge beim FCH. „Der Kern der Truppe ist schon länger zusammen und wir haben super Charaktere innerhalb der Mannschaft und im Verein. Das nimmt man natürlich auch als Außenstehender wahr und das war für mich wichtig, um mich als neuer Spieler schnell im Team einzufinden.“

Erfahrungen aus Leihe und Abstieg

Schnell eingefunden hatte sich Kerschbaumer nach seinem zweijährigen Intermezzo in England auch im Anschluss, während seiner Leihe von Brentford zu Arminia Bielefeld in der Saison 2017/18: In 31 Ligaspielen erzielte der Rechtsfuß acht Tore für die Arminia und bereitete sechs weitere vor. Ein fester Wechsel kam nach der Leihe aber nicht zustande.

Stattdessen folgte im Sommer 2018 der Wechsel zum ambitionierten FC Ingolstadt. Doch das Jahr beim FCI sollte nicht nur für Kerschbaumer ein besonders schwieriges werden, an dessen Ende der überraschende Abstieg in die 3. Liga stand. „Wir hatten große Ziele und eher den Aufstieg in die 1. Liga im Blick. Dann aber erlebten wir keinen guten Saisonstart mit schlechten Ergebnissen und sind unten reingerutscht. Dann kam der Kopf dazu, der im Fußball immer eine große Rolle spielt und nach der Relegation und insgesamt vier Trainerwechseln ist mit dem Abstieg das Schlimmste überhaupt eingetreten“, fasst Kerschbaumer zusammen.

Der Abstieg mit dem FC Ingolstadt schmerzt ihn noch immer, der Österreicher sieht aber auch den Lerneffekt daraus. „Bestimmte Drucksituationen beispielsweise nehme ich durch das Erlebte jetzt anders wahr und Erfolgserlebnisse habe ich gewissermaßen mehr zu schätzen gelernt. Andererseits kann ich Dinge nun auch anders einordnen: Nach nur einer Niederlage zum Beispiel muss man nicht gleich alles hinterfragen und nach einem Sieg nicht alles hochjubeln“, erklärt der Tullner.

Das letzte Saisonspiel vor der Relegation und dem Abstieg bestritt der FC Ingolstadt im vergangenen Mai übrigens gegen den FCH in der Voith-Arena, die Mannschaft von Frank Schmidt siegte mit 4:2. Damals ahnte Kerschbaumer noch nicht, dass er bei seinem künftigen Arbeitgeber zu Gast war und sich bald langfristig mit einem Vertrag bis 2022 an diesen binden würde. „Mein Kopf war damals ausschließlich auf Ingolstadt fokussiert und darauf, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen“, erinnert er sich.

Am Ende kam es bekanntlich anders. Und so bitter der Abstieg für den FC Ingolstadt und Konstantin Kerschbaumer damals auch war: Wir sind froh, dass wir Kerschi mittlerweile nicht mehr nur als Gast in der Voith-Arena begrüßen dürfen!

Kerschi im Duell mit seinem heutigen Teamkollegen Sebastian Griesbeck: "Wir haben super Charaktere in der Mannschaft."