Der 1. FC Heidenheim 1846 hat David Otto im Sommer für die laufende Spielzeit von der TSG Hoffenheim ausgeliehen. Als reiner Leihspieler fühlt sich der aus Pforzheim stammende Angreifer aber nicht. David Otto im Porträt.
David Otto ist in Heidenheim angekommen. Das merkt man ihm an, wenn er über sich und seine Ausleihe von der TSG Hoffenheim zum 1. FC Heidenheim 1846 spricht. „Der FCH ist jetzt für ein Jahr meine Mannschaft und mein Verein. Ich werde alles dafür tun, dass wir unsere Ziele erreichen. An Hoffenheim denke ich im Moment überhaupt nicht. Mein voller Fokus liegt auf dem FCH“, sagt der 20-Jährige, der für die Zeit seiner Ausleihe eine eigene Wohnung in Heidenheim bezogen hat. Das hilft ihm, um sich in der neuen Umgebung noch wohler zu fühlen. „Ich wurde von Anfang an aber sehr gut in die Mannschaft integriert, genau wie die anderen neuen Jungs“, sagt er.
Auch sportlich ist Otto mittlerweile beim FCH ein fester Bestandteil. Nach vier Pflichtspielen stehen für
den Offensivspieler 200 Spielminuten bei vier Einsätzen zu Buche. Dabei kamen „Dave“, wie er von
seinem Vater gerufen wird, schon mitentscheidende Rollen zu. Bereits bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz, beim 3:1-Auftaktsieg des FCH in Osnabrück, erzielte Otto das letztlich
entscheidende Tor zum 3:1 – nur knapp eine halbe Stunde nach seiner Einwechslung. Beim 2:0-Derbysieg im DFB-Pokal beim SSV Ulm 1846 Fußball stand der 1,85 Meter große Angreifer erstmals in der Startelf von Frank Schmidt und holte nach 70 Minuten den Elfmeter heraus, den FCH Kapitän Marc Schnatterer zum spielentscheidenden und umjubelten 2:0 verwandelte. „Die Fans haben richtig Stimmung gemacht und wir wollten das Spiel auch für sie gewinnen“, blickt Otto auf das Derby gegen die Ulmer im Donaustadion zurück. Beim vergangenen Auswärtsspiel in Dresden schaffte er es erneut in die Anfangsformation.
David Otto holt in Ulm den spielentscheidenden Elfmeter gegen SSV-Torwart Christian Ortag heraus.
Mit dem Bus ins Training
Vor seiner Ausleihe nach Heidenheim und den ersten Schritten als Bundesligaprofi in Hoffenheim,
durchlief der gebürtige Pforzheimer auch fast seine komplette fußballerische Ausbildung bei der TSG.
„Spätestens mit dem Schritt nach Hoffenheim im Alter von 13 Jahren war für mich klar, dass das mit dem Profifußball für mich ernst wird“, erzählt Otto. Dafür verzichtete er wie viele andere angehende Profikicker auch auf für Gleichaltrige alltägliche Dinge. Nach der Schule und dem Mittagessen ging es für Otto direkt mit dem Bus ins TSG-Trainingszentrum nach Zuzenhausen, abends war er in der Regel erst um halb zehn zu Hause. „Viel Freizeit in dem Sinne, wie es bei meinen Freunden der Fall war, blieb da nicht. Aber mir hat der Fußball immer so viel Spaß gemacht, dass es sich gelohnt hat. Schließlich gibt einem das Profileben ja auch viel zurück“, verrät der FCH Neuzugang.
Zurückgegeben hat Otto der Profifußball schon zu Hoffenheimer Zeiten ganz besondere Momente: Im November 2017 debütierte er für die Kraichgauer im Alter von 18 Jahren in der UEFA Europa League beim Gruppenspiel gegen Ludogorets Razgrad. Im vergangenen Februar wechselte der damalige TSG-Trainer Julian Nagelsmann Otto dann beim 3:0-Heimsieg gegen Hannover 96 erstmals in der Bundesliga ein. „Als ich an der Seitenlinie stand, habe ich die Fangesänge im Stadion gar nicht mehr wahrgenommen. So überwältigt war ich vor Freude“, blickt der Angreifer zurück.
David Otto betritt den Rasen gegen Ludogorets Razgrad erstmals als Profi.
„Die Rahmenbedingungen hier passen perfekt“
Doch unterm Strich hielten sich die Highlights für David Otto bei der TSG zuletzt in Grenzen. In der vergangenen Saison kam er nur auf drei Einsätze in der Profimannschaft, also einigten sich der Stürmer und sein Stammverein auf eine zunächst einjährige Ausleihe. „Der 1. FC Heidenheim 1846 hat sich dann über einen längeren Zeitraum und sehr intensiv um mich bemüht. Dann war mir relativ schnell klar, dass ich zum FCH gehe. Die ganzen Rahmenbedingungen hier passen einfach perfekt, um mich weiterzuentwickeln“, sagt Otto. Weiterentwickeln kann und will sich Otto nun auch mithilfe von FCH Cheftrainer Frank Schmidt, dem er wie seinem vorherigen Coach Julian Nagelsmann, heute bei RB Leipzig, „eine ganz klare Spielidee“ attestiert. „Bei beiden Trainern weiß man ganz genau, woran man ist und man muss als Spieler viel einbringen. Wenn man das tut, ist das perfekt, um sich sportlich und auch als Persönlichkeit weiterzuentwickeln“, blickt Otto auf die beiden Trainer.
Bei Ottos Entscheidung pro FCH und Heidenheim kam erleichternd auch die regionale Nähe zu seiner Heimat Pforzheim hinzu. „So können meine Familie und meine Freundin zu unseren Heimspielen in die Voith-Arena kommen und ich kann am freien Tag zu ihnen fahren“, freut sich der Offensivspieler.
„Ich war der einzige, der gejubelt hat“
Die Familie hat Otto ein Stück weit auch erst zum Fußball gebracht. Als kleiner Junge nahm ihn sein Vater einst mit zu einem Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV, für den damals noch der Niederländer Rafael van der Vaart spielte. Otto verfolgte die Partie in einem Trikot des Spielmachers, allerdings im VfB-Block. „Beim Führungstreffer des HSV war ich der einzige, der gejubelt hat. Zum Glück aber waren mir die Leute nicht böse, da ich noch sehr jung war“, erinnert sich der deutsche U20-Nationalspieler schmunzelnd zurück.
Neben van der Vaart war Otto in Kindertagen übrigens allen voran ein großer Fan von Fernando Torres, dessen Poster in Davids Kinderzimmer hing. „Seine Spielweise hat mir sehr imponiert. Vielleicht bin ich ja deshalb Stürmer geworden“, mutmaßt er. Mit einer ähnlichen Spielweise wie der des spanischen Angreifers könnte in jedem Fall noch der ein oder andere Treffer im FCH Trikot hinzukommen. Vielleicht ja schon beim anstehenden Heimspiel am Sonntag gegen den SV Sandhausen.