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„Die besten Freunde findest du auf dem Platz“

28. November 2018 | Kategorie: FCH News

Maurice Multhaup hat seinen Trainingsrückstand aufgearbeitet und ist zu einer echten Alternative für das Team von Frank Schmidt geworden.

Es läuft die 76. Spielminute in der Begegnung zwischen dem 1.FC Köln und dem 1.FC Heidenheim 1846. Die beiden Vereine treffen zum ersten Mal aufeinander und gleich wird es zu einer weiteren Premiere kommen: Maurice Multhaup steht an der Seitenlinie bereit, nimmt noch die Anweisungen von Cheftrainer Frank Schmidt entgegen, klatscht mit Robert Andrich ab, für den er ins Spiel kommt, und betritt den Rasen. Es sind zwar bloß 14 Minuten, doch nach dieser knappen Viertelstunde hat der FCH nicht nur einen Zähler mehr auf dem Konto, sondern Maurice Multhaup auch das geschafft, wofür er sich Monate zuvor gequält hat. Er ist zurück auf dem Platz, hat sein Debüt in der 2. Bundesliga gegeben und dazu beigetragen, dass seine Farben die 1:1-Punkteteilung beim Aufstiegskandidaten Köln mitnehmen. Nach dem DFB-Pokal-Erstrundenspiel beim SSV Jeddeloh, in dem „Multi“ die komplette Distanz von 90 Minuten absolvierte und der FCH in die nächste Runde einzog, hat sich der Rechtsfuß also auch im Ligabetrieb zurückgemeldet.

Mit Trainingsrückstand von Ingolstadt nach Heidenheim


Als Maurice Multhaup im Januar 2018 vom FC Ingolstadt auf den Schlossberg wechselte, musste er zunächst einen Trainingsrückstand aufholen, hatte beim FCI zuletzt in der Regionalliga-Mannschaft gespielt und nur wenige Einsatzzeiten bekommen. In Ulm schuftete Multi nun sechs Tage in der Woche bis zu acht Stunden individuell im Universitätsklinikum für seine Rückkehr ins Mannschaftstraining. „Es war mein Antrieb“, betont der FCH Mittelfeldspieler, „den Rückstand so schnell wie möglich aufzuholen, um wieder mittrainieren und der Mannschaft helfen zu können. Ich wusste: Wenn ich das jetzt durchziehen, dann sehe ich auch ein Ergebnis.“

Ein wichtiger Wegbegleiter in der nicht einfachen Zeit war für Multhaup sein Reha-Trainer Sebastian Schulz von der Sport- und Rehabilitationsmedizin der Uniklinik Ulm. Er hat den heute 21-Jährigen die gesamte Zeit über begleitet. „Multi war immer zuverlässig und voll motiviert, er wollte unbedingt wieder angreifen, das hat man gemerkt. Jetzt ist er wieder richtig gut dabei und steigert sich weiterhin. Abgesehen davon ist er für mich ein feiner Kerl mit starkem und ehrlichem Charakter“, findet Schulz.

Multhaup, der für den FC Ingolstadt fünfmal in der Bundesliga zum Einsatz kam, absolvierte sein Debüt im Dezember 2015 vor ausverkauftem Haus in der Allianz-Arena gegen den FC Bayern München. „Das war natürlich ein tolles Erlebnis“, blickt er zurück. „Leider haben wir das Spiel 0:2 verloren und sind nach dem zweiten Jahr in der Bundesliga abgestiegen. Ich möchte die Zeit aber auf keinen Fall missen, da es für mich als junger Spieler eine tolle Erfahrung war.“

Geschmiedet in der Knappenschmiede

Die ersten Schritte machte der gebürtige Bottroper beim VfB Kirchhellen. Dabei war der allererste Anlauf als Bambini noch etwas schwierig. „Mein Vater hat mich damals zu einem Probetraining mitgenommen da war ich vier oder fünf“, erinnert sich Multhaup zurück. „Es hat mir aber nicht gefallen. Ein Jahr später habe ich dann einen neuen Versuch gestartet, mir hat es Spaß gemacht, also bin ich dieses Mal geblieben und habe beim VfB Kirchhellen mit dem Fußballspielen angefangen.“ Sechs Jahre lang schnürte der Mittelfeldspieler für Kirchhellen die Fußballschuhe, genauso lang wurde er in der Knappenschmiede ausgebildet. Ab der U14 spielte Multhaup für den S04, wurde in der Saison 2014/2015 mit den Schalkern deutscher A-Junioren Meister unter dem damaligen Trainer Norbert Elgert, ehe er im Alter von 18 Jahren nach Ingolstadt wechselte. Auch die deutschen U 15-, U 16- sowie U 17-Nationalmannschaften durchlief der Bottroper. „Das war eine schöne Zeit auf Schalke. Mit vielen von damals habe ich noch Kontakt. Man trifft sich im Fußball ja immer wieder.“ Dazu gehört beispielsweise Thilo Kehrer, mit dem Multi die A-Junioren-Meisterschaft feiern konnte. Auch mit der Heimat ist der 21-Jährige im regelmäßigen Austausch. Die Eltern, die noch in Bottrop leben, kommen ihren Sohn fast zu jedem Heimspiel des 1.FC Heidenheim 1846 besuchen, ab und zu sind seine ältere Schwester und der jüngere Bruder dabei. „Ich selber fahre seltener ins Ruhrgebiet als früher, aber bald heiratet meine Schwester, da bin ich natürlich dabei!“

Vom Ruhrgebiet über Bayern nach Baden-Württemberg 


Den Ausschlag nach Heidenheim zu kommen, haben die guten Gespräche mit Holger Sanwald und Frank Schmidt gegeben. „Da hatte ich einfach auf Anhieb ein gutes Gefühl. Außerdem wird hier in Heidenheim auf junge Spieler gesetzt und ihnen die Möglichkeit gegeben, Einsatzzeiten zu bekommen und sich zu entwickeln. Die Chance habe ich auch bei mir gesehen und musste daher nicht lange überlegen.“

In Heidenheim ist er trotz täglicher Trainingsschufterei und Pendelei nach Ulm schnell heimisch geworden, hat eine Wohnung in der Stadt bezogen – vermisst nur ab und zu mal eine gute Currywurst – und schätzt die kurzen Wege. „Mir war es wichtig, nicht weit zum Training fahren zu müssen. Außerdem habe ich hier alles, was ich brauche, es fehlt an nichts. Die Leute machen es einem sehr einfach, besonders die Mannschaft hat mir den Einstieg leicht gemacht.“ Auch wenn die Zeit, in der Multhaup alleine und nicht mit der Mannschaft trainiert hat, nicht leicht und vor allem nicht kurz war – drei Monate – hat er sich nie vom Team abgeschottet gefühlt. „Die Jungs haben mich direkt einbezogen und gefragt, ob wir was essen gehen wollen.“

Der Mittelfeldspieler ergänzt aber: „Die besten Freunde findest du auf dem Platz. Beim Fußballspielen versteht man sich immer am schnellsten, gerade wenn man neu ist.“ Nach zwei Pokaleinsätzen, drei Einwechslungen in der Liga, zwei Torvorlagen und einem Treffer im Testspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach gab Multi nun auch sein Startelfdebüt – und erzielte dabei gleich sein erstes Tor. Im Heimspiel gegen den SC Paderborn schickte Cheftrainer Frank Schmidt ihn von Beginn an ins Rennen, das zahlte Multhaup mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 kurz vor Pausenpfiff zurück. Dass es am Ende 1:5 hieß, enttäuschte naturgemäß auch den einzigen FCH-Torschützen in dieser Partie: „Ich habe mich natürlich über meinen ersten Startelfeinsatz in der 2. Liga für den FCH gefreut, trotzdem bin ich im Nachhinein sehr enttäuscht. Ich hätte heute drei Tore machen können, vielleicht müssen. Die muss ich beim nächsten Mal machen“, nimmt er sich selbst in die Pflicht.

Dennoch: „Die Zeit, Geduld und Arbeit, die ich aufgebracht haben, machen sich langsam bezahlt“, ist Multhaup froh. Ihm ist aber ebenfalls bewusst, dass dies im schnelllebigen Fußballgeschäft eine „schöne Momentaufnahme ist.“ Wichtig sei jetzt, dran zu bleiben. „Wenn der Trainer sagt, „ich brauche den Multi“, dann will ich zu 100 Prozent da sein und Vollgas geben!“