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"Probiere es aus und nutze deine Chance, Sebastian"

06. März 2018 | Kategorie: FCH News

Annette Griesbeck begleitet die Fußballerkarriere ihres Sohnes aus allernächster Nähe – angefangen als Jugendleiterin und Betreuerin.

Spielende am Böllenfalltor. Zwei Minuten Nachspielzeit gab es obendrauf, dann ertönt der letzte Pfiff an diesem Sonntag von Schiedsrichter Martin Thomsen. Bei eisigen Temperaturen ist der FCH nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen den SV Darmstadt 98 hinausgekommen. Trotz früher Führung, trotz Überzahl ab der 17. Spielminute. Es gibt einiges zu diskutieren, sowohl in der Kabine, als auch bei den mitgereisten Fans aus Heidenheim im Gästeblock. Mittendrin ist auch FCH Fan Annette. Hinter ihr liegen 90 Minuten mitfiebern, jubeln und schimpfen. Jetzt steht die Heimfahrt auf den Schlossberg bevor – und die ausführliche Analyse der Partie, bei der ihr Sohnemann Sebastian die FCH Profis erstmals in der laufenden Spielzeit als Kapitän auf das Spielfeld geführt hat.



Heimatverein TV Wiblingen

Fragt man die gebürtige Ulmerin nach dem ersten Spiel, dass sie sich von dem jüngeren ihrer zwei Kinder angesehen hat, begibt sich Annette Griesbeck auf eine Zeitreise. Eine Reise in die Mittneunziger, stets gepflastert von Fußball, Fußball und noch mehr Fußball. Von den Bambinis angefangen, durchlief Sebastian Griesbeck sämtliche Jahrgangsstufen im Juniorenbereich des Ulmer Stadtteilvereins TV Wiblingen. Stets begleitet von seiner Mutter Annette, die gleich zu korrigieren weiß, dass „ihr“ Sebastian die A-Jugend damals komplett übersprungen hatte und mit 17 Jahren im Sommer 2008 direkt in den Seniorenbereich einstieg. Ein großer Schritt, der ihm vor allem im körperlichen Bereich extrem weiter gebracht habe, so der defensive Mittelfeldspieler heute.

„Ich war viele Jahre Jugendleiterin sowie Betreuerin der Mannschaften, in denen er gespielt hat“, blickt seine heute 56-jährige Mutter zurück, die irgendwann den Entschluss gefasst hatte aktiv mithelfen zu können, wenn sie ohnehin bei jedem Spiel ihres Sohnes vor Ort am Sportplatz sei.

Folglich sei auch ein Vereinswechsel im Jugendalter nie eine Option für Sebastian Griesbeck gewesen. „Wie auch, wenn sich die eigene Mutter ehrenamtlich für den Heimatverein engagiert“, sagt Annette Griesbeck mit einem Augenzwinkern, ergänzt aber umgehend, dass es ihrem Sohn ja auch nicht geschadet habe.

Über den SSV Ulm 1846 zum FCH


Im Gegenteil: Nach dem LandesligaAufstieg 2009 und dem ersten Jahr in dieser Spielklasse zeigte der SSV Ulm 1846 großes Interesse an einer Verpflichtung des damals 19-jährigen Blondschopfs. „Er war zunächst für die zweite Mannschaft vorgesehen, gegen die er mit Wiblingen in der Landesliga bereits gespielt hatte“, erinnert sich Annette Griesbeck zurück, die den Prozess zur Entscheidungsfindung ihres Sohnes dadurch ergänzte, dass er es doch „einfach ausprobieren“ und diese „Chance nutzen“ solle.

Nachdem er die gesamte Sommervorbereitung 2010 bei der ersten Mannschaft bestritten hatte, berief ihn der damalige Trainer Ralf Becker zum Saisonstart in den Kader der Regionalliga Mannschaft. Nach der Insolvenz des ehemaligen Erstligisten, startete der SSV Ulm 1846 in der Folgesaison 2011/12 in der Oberliga Baden-Württemberg und Sebastian Griesbeck stand in 29 von 34 Saisonpartien über die volle Spieldauer auf dem Platz. Bei allen Heim- und zahlreichen Auswärtsspielen neben dem Feld zu sehen: Annette Griesbeck.

„Dass Sebastian einmal Karriere als Profifußballer machen würde, ist bei uns zuhause nie ein Thema gewesen. Als der Wechsel in die 3. Liga zum FCH im Sommer 2013 eine konkrete Option wurde, waren wir als seine Familie sogar eher skeptisch, ob er sich dort durchsetzen würde“, erinnert sich Annette Griesbeck zurück, der gemeinsam mit ihrem Mann Franz vor allem die Berufsausbildung ihres Sohnes wichtig war.



Diese familiäre „Wechselbedingung“ erfüllte der damals 23-Jährige indem er seine Ausbildung parallel zu seinem ersten Halbjahr auf dem Schlossberg erfolgreich beendete. „Ich war sehr dankbar für das Angebot des FCH, da ich in meiner Heimat bleiben und den nächsten fußballerischen Schritt machen konnte. Der Wechsel war eine riesengroße Chance für mich“, sagt Sebastian Griesbeck in der Nachbetrachtung. „Wir mussten ihn schon ein bisschen an seine Lernpflichten erinnern, da der Fußball mittlerweile natürlich eine noch viel größere Bedeutung in seinem Leben bekommen hatte“, erinnert sich Annette Griesbeck, die fortan quer durch die Republik reiste, um ihren Sohn in der dritthöchsten deutschen Spielkasse Fußballspielen zu sehen.

Oft begleitet von ihrem Ehemann Franz oder Sebastians Tanten, während die zwei Jahre ältere Tochter Katharina, die selbst seit knapp 15 Jahren im Ulmer Vorort Gögglingen aktiv Fußball spielt, versuchte, ebenfalls so viele Spiele wie möglich ihres Bruders vor Ort mitzuerleben. „Umgekehrt ist das genauso“, sagt Sebastian Griesbeck, der ohnehin immer noch regelmäßig an den Sportplätzen Ulms anzutreffen ist.

Die Nähe zu seiner Heimat und seinen alten Kumpels bedeutet ihm enorm viel. „Nicht zuletzt deshalb kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als für den nur knapp 40 Kilometer entfernten FCH im Profifußball zu spielen“, ergänzt der heute 27-Jährige.

Mit dem „12. Mann“ auf Auswärtsreisen

Bei Heimspielen in der Voith-Arena stets gemeinsam von der Tribüne ihrem Sohn zuwinkend, tritt Mutter Annette die Auswärtsfahrten meistens ohne ihren Ehemann an. „Er ist schon eher ein Stubenhocker“, sagt die 56-Jährige mit einem Grinsen im Gesicht. Sebastian ergänzt, dass es seinem Vater „wahrscheinlich zu viel Stress“ sei. Da trifft es sich sehr gut, dass Annette Griesbeck am Rande eines Freundschaftsspiels im Sommer 2014 Bekanntschaft mit dem „12. Mann“ machte. „Das ist eine nette Truppe“, sagt sie über den FCH Fanclub, mit dem sie seither oft gemeinsam mit dem Bus zu den Auswärtsspielen ihres Sohnes fährt.

Dass sie die Mutter von dem Hei denheimer Spieler mit der Rückennummer 18 ist, war nur anfänglich ein Thema. „Mittlerweile bin ich ein Fan wie jeder andere auch. Ich singe mit, jubele gemeinsam mit den anderen und schimpfe genauso mal über den Schiedsrichter“, stellt Annette Griesbeck klar, die bei Heimspielen auf dem Schlossberg auf der Haupttribüne bei den anderen Familienangehörigen der FCH Profis zu finden ist. „Sie schaut sich unsere Spiele auch an, wenn ich mal nicht dabei sein kann. Sei es eine Verletzung oder Sperre“, ergänzt Sebastian Griesbeck und hebt hervor, dass seine Mutter „wegen dem FCH“ mitfahre und über all die Jahre ein „richtiger Fan“ geworden sei.

Zuschauen von Spiel zu Spiel

„Am Wochenende ist Fußball. Das war schon immer so“, sagt die zweifache Mutter mit einem Ton vollkommener Selbstverständlichkeit und verweist darauf, dass auch die intensive Begleitung des Berufes ihres Sohnes für sie nichts Außergewöhnliches sei. „Bei der Analyse halte ich mich vor Sebastian aber immer etwas zurück, bevor ich mir wieder anhören muss, dass ich manches dann doch noch nicht verstehe“, so die 56-Jährige mit einem Lachen im Gesicht, während sie bereits wieder voller Vorfreude ist, gegen Arminia Bielefeld den nächsten Auftritt ihres Sohnes aus nächster Nähe beobachten zu können.

„Mein Mann wird wieder dabei sein, Sebastians Schwester leider nicht. Sie spielt am Sonntag selbst, die Runde geht wieder los“, blickt sie voraus und unterstreicht damit ein weiteres Mal, was am Wochenende bei Familie Griesbeck „einfach dazu gehört“.