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"Ich will das Vertrauen in meine Person zurückzahlen"

19. Februar 2018 | Kategorie: FCH News

Knapp sechs Monate war Denis Thomalla zum Zuschauen verdammt – seit Jahresbeginn meldet sich der 25-Jährige auf dem Platz zurück.

Winterlich kalt war es an diesem Mittwochabend Ende Januar auf dem Schlossberg. Die vier Flutlichtmasten rund um das Spielfeld in der Voith-Arena brannten lichterloh und auch die Kabinenansprache in der Halbzeitpause von FCH Cheftrainer Frank Schmidt war mit ordentlich Starkstrom aufgeladen. Nachdem die Leistung der Gastgeber im ersten Durchgang noch mit einer ordentlichen Portion Winterpausenfrost überzogen war, taute kurz nach Wiederanpfiff die Partie gegen Eintracht Braunschweig richtig auf.

Schlagartig warm wurde es den 10.500 Zuschauern dann spätestens nach der dritten Zeigerumdrehung, kurz nachdem FCH Kapitän Marc Schnatterer einen Freistoß aus dem linken Halbfeld an den Elfmeterpunkt im Strafraum der Niedersachsen getreten hatte. In gewohnt scharfer Ausführung, auf die goldrichtig stehende Nummer Elf, die den Ball Richtung rechten Innenpfosten mit dem Kopf verlängerte. Das Spielgerät trudelte hinter die Torlinie, der FCH führte mit 1:0 im ersten Zweitligaspiel des Jahres 2018 – und Denis Thomalla hatte seinen ersten Pflichtspieltreffer seit knapp 17 Monaten erzielt.



Perfekter Start ins neue Fußballjahr

Ein Treffer, der wie eine Genugtuung für die zahlreichen Monate in der schweißtreibenden Reha und dem Zurückkämpfen im Individualtraining für den 25-Jährigen gewesen ist. Nachdem der Offensivspieler zwölf Minuten vor dem Spielende den Ball volley von der Grundlinie gekratzt hatte und vor das Gehäuse der Braunschweiger spielte, ließ sich Kolja Pusch nicht zweimal bitten und stocherte das Leder zum letztendlichen 2:0-Endstand über Schlussmann Jasmin Fejzic hinweg in die Maschen. Ein Treffer, eine Vorlage – Denis Thomalla hat an jenem Mittwochabend unmissverständlich klargemacht: "Ich bin wieder da!"

Ende Juni 2017 sah die Welt noch ein bisschen anders aus und der gebürtige Pforzheimer war weit entfernt davon, mit großen Kampfansagen in Szene zu treten. Eine Operation an der rechten Hüfte stand bevor. Angedeutet hatte sich das schon über einen langen Zeitraum.

Notwendige Hüft-Operation

„Seit Jugendjahren hatte ich eine Art Klemmen im rechten Hüftbereich gespürt“, erinnert sich Denis Thomalla, dem zu seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim von 2011 bis 2013 von einem Spezialisten geraten wurde, sich erst einer Operation zu unterziehen, „wenn es nicht mehr gehen sollte“. Nach der Spielzeit 2016/17 schien dieser Zeitpunkt gekommen zu sein.

Eine ohnehin eher durchwachsene Saison lag hinter dem 1,86 Meter großen Mittelstürmer, der mit Treffern gegen Erzgebirge Aue und dem 1. FC Nürnberg in der Liga sowie im DFB-Pokal bei der SG Wattenscheid 09 zwar gut in die Spielzeit gestartet war, nach einem Muskelfaserriss am vierten Spieltag gegen die Würzburger Kickers jedoch erst einmal zwei Wochen zum Zuschauen verdammt wurde.

„Fortan wurden auch die Schmerzen in meiner rechten Hüfte immer größer und ich entschied gemeinsam mit dem Verein, nach Saisonende die notwendige Operation durchführen zu lassen“, erinnert sich Denis Thomalla.

Bis Ende Mai 2017 folgten zwar noch stattliche 26 Einsätze, allerdings nur vier davon über die vollen 90 Minuten. Auch Tore schoss der 75 Kilo leichte Offensivspieler keine mehr. „Ich konnte nicht mehr die Leistung für meine Mannschaft erbringen, die ich mir vorgenommen hatte“, erläutert Denis Thomalla seinen alternativlosen Schritt zur Operation am 21. Juni 2017 in einer Ravensburger Klinik.



Krafttanken bei der Familie

Bevor wieder an Fußballspielen auf dem grünen Rasen zu denken war, standen dem damals 24-Jährigen wegweisende 90 Minuten auf dem OP-Tisch bevor. Der gebürtige Pforzheimer fasst den Eingriff als „Gelenk ausgekugelt und sauber gemacht“ zusammen. Anschließend standen ihm schmerzgeplagte Tage und Nächte bevor. „Meine Zuversicht und das positive Denken habe ich zwar nicht verloren, dennoch lag es außerhalb meiner Vorstellungskraft, jemals wieder gegen einen Ball treten zu können“, erinnert sich Denis Thomalla, für den die Familie eine entscheidende Rolle während der monatelangen Zeit in der Reha einnahm.

„Mir war von Anfang an wichtig, dass ich nach meinen jeweiligen Einheiten, die täglich fünf bis sechs Stunden gingen, wieder nach Hause zu meiner Frau und meinem Sohn gehen konnte“, blickt er zurück und hebt hervor, dass die daraus gewonnene Kraft der tägliche Antrieb für ihn gewesen sei. Um seine kleine Familie dreht sich seit der Geburt seines Sohnes im Februar 2016 ohnehin fast alles im Leben von Denis Thomalla. Seit seiner A-Junioren Zeit beim Karlsruher SC bis zum Jahr 2010 ist er mit seiner damaligen Jugendliebe Jessica zusammen. Folglich hat die gebürtige Polin den Offensivspieler, der selbst ein Sohn polnischer Eltern ist, auf allen seinen bisherigen Profistationen begleitet. Angefangen bei der TSG Hoffenheim bis Juli 2013, über RB Leipzig bis Juli 2015, über die Leihstation beim österreichischen Erstligisten SV Ried (September 2014 bis Juni 2015) bis hin zum polnischen Erstligisten Lech Posen.

Sportliches und privates Glück in Heidenheim

Nach einem halben Jahr beim damals amtierenden Meister der Ekstraklasa kehrten Denis Thomalla und seine heutige Ehefrau bereits im Januar 2016 wieder nach Deutschland zurück. Zunächst für ein halbes Jahr an den FCH ausgeliehen, erfolgte im Juli 2016 der endgültige Transfer auf den Schlossberg. „Meine Frau und ich haben uns von Beginn an sehr wohl hier gefühlt. Es war sofort spürbar, dass in Heidenheim über die Jahre und gemeinsamen Auf stiege etwas Familiäres zusammengewachsen ist“, erinnert sich Denis Thomalla an seine Anfangszeit auf der Ostalb und hat bis heute auch sportlich mit bislang 52 Einsätzen in der 2. Bundesliga seinen Teil dazu beigetragen, dass die Erfolgsgeschichte der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt weitergeschrieben worden ist.

„Gewinner der Wintervorbereitung“


Seine vorzeitige Vertragsverlängerung kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres bis 2020, als der 25-Jährige gerade erst wieder einen knappen Monat zum Kader für die Ligaspiele gehört hatte, empfand er als einen „sehr großen Vertrauensbeweis“ von Seiten der handelnden Personen des FCH. Von eben genau dem Verein, für den er seit seinem ersten Pflichtspieltreffer seit 17 Monaten an jenem Mittwochabend Ende Januar in den darauffolgenden drei Spielen immer in der Startelf zu finden war und als „Gewinner der Wintervorbereitung“, wie ihn sein Trainer Frank Schmidt bezeichnet hatte, mehr als deutlich klargemacht hat: „Ich bin wieder da!"