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"Meine Startelfnominierung war ein großer Vertrauensbeweis" - Porträt über Ibrahim Hajtic

03. April 2018 | Kategorie: FCH News

Das 19-jährige Eigengewächs Ibrahim Hajtic debütierte am Freitag, 16. März, gegen Holstein Kiel für die FCH Profis – und wusste zu überzeugen.

Es ist ein kalter Donnerstagmittag auf dem Heidenheimer Schlossberg. Hinter den FCH Profis liegt die abschließende Trainingseinheit, bevor es nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Voith-Arena weiter mit dem Mannschaftsbus zum Stuttgarter Flughafen geht. Das nächste Auswärtsspiel steht auf dem Programm, das 14. der laufenden Spielzeit, das am weitesten entfernte von der schwäbischen Heimat. Über den Zielflughafen Hamburg wird der FCH Tross am frühen Abend an der knapp 750 Kilometer entfernten Ostseeküste eintreffen. Der derzeitige Tabellendritte Holstein Kiel wartet – und Ibrahim Hajtic ist mit an Bord, nominiert für den 18-Mann-Kader von FCH Cheftrainer Frank Schmidt.

Pflichtspieldebüt für die FCH Profis

In einem Pflichtspiel auf dem Platz gestanden hatte er für seinen Jugendverein im Seniorenbereich bislang noch nicht. Dann ertönte am Freitagabend um 18:30 Uhr bei eiskaltem Küstenwind und Minusgraden der Anpfiff im Kieler Holstein-Stadion und Ibrahim Hajtics erste Profifußballsekunden tickten das Ziffernblatt der Uhr auf der Anzeigentafel herunter. „Die Nacht zuvor war ich natürlich angespannt. So wie immer, wenn ich bisher zum Kader gehört hatte“, erinnert er sich an die Stunden im Kieler Maritim Hotel zurück, in dem er sich mit Kevin Sessa ein Zimmer geteilt hatte. Die verschärfte Personalsituation im Defensivbereich, mit einer Vielzahl an Ausfällen etablierten Stammpersonals, hatte den gerade einmal 17-jährigen A-Jugendspieler Sessa sowie den 19-jährigen Hajtic in den Kader für die schwere Aufgabe beim starken Zweitligaaufsteiger rücken lassen. Von seiner Berufung in die Startformation wusste der 1,93 Meter große Innenverteidiger am Vorabend des 16. März allerdings noch nichts.

Seit Sommer 2017 mit einem Profivertrag ausgestattet, durchlief der im nordrheinwestfälischen Hattingen geborene Abwehrspieler, nach seinen fußballerischen Anfängen beim SV Mergelstetten, von der D-Jugend angefangen alle Jahrgangsstufen im Juniorenbereich des FCH. Lediglich in der B-Jugend absolvierte der damals 15-Jährige ein halbjähriges Gastspiel beim 1. FC Kaiserslautern. Zurück in Heidenheim, wo Ibrahim Hajtic seit dem Jahr 2001 gemeinsam mit seinen Eltern und seinem fünf Jahre älteren Bruder bereits gelebt hatte, stieß er eineinhalb Jahre später im Sommer 2015 in die höchstmögliche Jahrgangsstufe im HARTMANN NachwuchsLeistungsZentrum auf.

Prägender Trainer Bernhard Raab

Fortan in der A-Junioren Bundesliga aktiv, bekam der Innenverteidiger „eine große Menge“ von seinem damaligen Übungsleiter Bernhard Raab mit auf den weiteren Weg. „Ich habe ihn immer sehr als Trainer bewundert und mich bei ihm enorm weiterentwickelt“, erinnert sich der Sohn bosnischer Eltern an sein erstes A-Jugendjahr 2015/16 zurück. Der Gelobte selbst attestiert seinem ehemaligen Schützling eine ausgeprägte Mentalität mit großem Siegeswillen. „Er hat einen feinen Charakter und ist ein absoluter Teamplayer“, fügt der 52-jährige heutige Sportliche Leiter des HARTMANN NachwuchsLeistungsZentrums hinzu.



Nach dem Abstieg aus der A-Junioren Bundesliga im Sommer 2016, setzte wenige Monate später eine Schambeinentzündung Ibrahim Hajtic für ein halbes Jahr außer Gefecht. Rückblickend bezeichnet der Bruder einer mittlerweile zehnjährigen Schwester diese Verletzungszeit als „unglaublich bitteres“ aber ebenso „lehrreiches“ Kapitel. „Ich habe gelernt, mit Rückschlägen umzugehen, habe viele Stunden alleine in der Reha verbracht und mich Tag für Tag meinem großen Ziel wieder ein Stückchen näher gekämpft“, sagt Ibrahim Hajtic, den im Kraftraum stets seine Lieblingsmusik begleitet. „Bosnische House-Musik, etwas anderes höre ich nur selten“, fügt er hinzu und ergänzt mit einem Augenzwinkern, dass sich der ein oder andere Teamkollege darüber auch schon mal beschwert hätte.

Erster Profivertrag im Sommer 2017

Die Beschwerden über seine Auftritte im sommerlichen Trainingslager 2016 der Profimannschaft müssen sich hingegen in sehr überschaubaren Grenzen gehalten haben. Ganz im Gegenteil: Auch im darauffolgenden Sommer gehörte der 19-Jährige zum Reisetross der FCH Profis – nun ausgestattet mit seinem ersten Profivertrag, nachdem er eine wichtige Säule der Wiederaufstiegs-Mannschaft der U19 in die Bundesliga Süd/Südwest gewesen war.

Folglich trainiert er seither regelmäßig mit gestandenen Profispielern und befindet sich „mitten in seiner Entwicklung, die bei ihm wellenförmig verläuft“, wie der FCH Cheftrainer Frank Schmidt zu berichten weiß, bevor er ergänzt, dass dies bei den meisten jungen Spieler so sei. Ibrahim Hajtic selbst hebt aus dem Profikader Innenverteidiger Kevin Kraus hervor, von dem er sich bereits seit seiner ersten Einheit im Trainingslager eine Menge abgeschaut hat. Der 25-Jährige wiederum habe dem knapp sechs Jahre jüngeren Nachwuchsverteidiger immer wieder „wertvolle Tipps“ mit auf den Weg Richtung Profikarriere gegeben.

Neben Kevin Kraus in der Startelf

Dass Ibrahim Hajtic an jenem Freitagabend Mitte März 2018 ausgerechnet an der Seite des besagten Vorbildes seinen Zweitligaeinstand geben durfte, sei für den 19-Jährigen rückblickend ein nicht unwesentlicher Sicherheitsfaktor gewesen. „Ich habe mich das komplette Spiel über zwar sicher gefühlt, hatte einen Tunnelblick und war heiß auf die Partie. Dennoch hat mir intensive Kommunikation und das Coachen von Kevin zusätzliches Selbstvertrauen gegeben“, blickt der Zweitligadebütant zurück und erinnert sich noch detailgetreu an seine erste Ballberührung, kurz nachdem Holstein Kiel um halb sieben angestoßen hatte. „Es war ein Kopfballduell, wenig später spielte ich meine ersten sicheren Pässe. Ich habe mich von der ersten Sekunde an total auf meine Aufgabe fokussiert und versucht, diese mit allen Mitteln zu meistern.“

Die Botschaft, gegen die Norddeut schen vom Anpfiff weg zu starten, erhielt der Fan des englischen Schauspielers Jason Statham („The Transporter“-Trilogie) knapp drei Stunden vor dem Anpfiff. Kurz vor dem gemeinsamen Mannschaftsessen hätte ihn Frank Schmidt zur Seite genommen. Ob er sich bereit und fit fühle, habe ihn der 44-Jährige gefragt. „Natürlich habe ich das“, erinnert sich Ibrahim Hajtic an den Dialog zurück, bevor er kurze Zeit später eine SMS an seine Familie geschickt hatte. „Mein Vater, meine Mutter, meine Geschwister, alle saßen vor dem Fernseher zuhause in Heidenheim. Das war eine zusätzliche Motivation für mich.“

„Kämpferherz“ und „Leidenschaft“

Auch Frank Schmidt erinnert sich an die Gespräche mit Ibrahim Hajtic vor der Partie in Kiel zurück. „Wir haben viel mit ihm gesprochen, damit er auch mental in der Lage ist, in so einem wichtigen Spiel seinen Mann zu stehen“, weiß der 44-Jährige zu berichten und fügt hinzu, dass es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte, seine Innenverteidigung aufzustellen. Dass schlussendlich Ibrahim Hajtic zu seinem Profidebüt kommen sollte, begründet Frank Schmidt auch mit seinen Attributen „großes Kämpferherz“ und „großer Leidenschaft“. Dann fügt er abschließend einen Satz hinzu, der die ersten 90 Profiminuten des Heidenheimer Eigengewächses in zuversichtlicher Form abrunden und auf eine weiter positiv verlaufende Entwicklung von Ibrahim Hajtic vorausblicken lässt. „Ich habe mich dazu entschieden, ihn gegen Kiel zu bringen. Er hat mich überhaupt nicht enttäuscht, sondern ein richtig gutes Spiel gezeigt."